Coronavirus bringt Arbeitslosenkassen an den Anschlag
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Drittel der Schweizer Arbeitnehmer macht diese Tage Kurzarbeit.
- Weil die Arbeitslosenkassen extrem viele Gesuche erhalten, verzögern sich die Auszahlungen
Viele Schweizer Firmen haben wegen der Corona-Krise auf Kurzarbeit umstellen müssen. Rund 1,5 Millionen Arbeitnehmer sind betroffen, etwa jeder dritte Angestellte.
Heisst: Die Arbeitslosenkasse übernimmt die Lohnkosten grösstenteils, um von der Krise direkt oder indirekt betroffene Unternehmen vor dem Konkurs zu bewahren.
Doch längst nicht jede Firma hat bereits eine Überweisung erhalten. «Die Kurzarbeitgelder sind noch nicht eingetroffen, wir mussten bisher alles vorstrecken», sagte der Zürcher Star-Coiffeur Eddine Belaid zu Nau.ch.
Das bestätigte auch Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Gewerbeverbands: «Die Verzögerungen sind zurzeit der Regelfall, da die Verwaltung in einem Vollzugsnotstand ist.»
Arbeitslosenkassen wegen Coronavirus im roten Bereich
Nau.ch hat bei mehreren öffentlichen Arbeitslosenkassen nachgefragt. Alle bestätigen, dass es aktuell zu Verzögerungen bei den Auszahlungen kommen.
Geld fliesst, aber teilweise verzögern. Die Arbeitslosenkasse des Kantons Bern hat bisher 11 Millionen Franken ausbezahlt. Um wie lange sich die Zahlungen verzögern, will man aber nicht genau beziffern.
Auch der Kanton Aargau kann keine Zahl nennen, Basel-Stadt spricht von zwei bis drei Wochen. Ebenfalls von Wochen spricht man in Luzern und Zürich.
Das Problem ist klar: Die Kassen werden aktuell mit Gesuchen überflutet, wie Zahlen des Kantons Luzern exemplarisch zeigen. Bis Mitte März sind 47 Kurzarbeitsgesuche eingegangen. Diese werden in der Regel von einer Person mit 20-Prozent-Pensum bearbeitet.
Doch seit dem 20. März sind Gesuche von über 7800 Arbeitgebern reingeflattert. Aktuell arbeiten 20 Personen mit 100-Prozent-Pensum daran, die Kurzarbeitsgesuche abzuarbeiten. «Die Anzahl der Gesuche nimmt immer noch zu, flacht aber langsam ab», sagt Martin Bucherer, Geschäftsfeldleiter WAS Luzern.
Gesuche oft fehlerhaft
Nicht nur die Anzahl Gesuche macht den Arbeitslosenkassen zu schaffen. «Leider ist bei über der Hälfte der eingegangenen Anträge die Qualität ungenügend», sagt Samuel Helbling.
Der Sprecher des Departements Volkswirtschaft und Inneres des Kantons Aargau ergänzt: «Die erforderlichen Rückfragen bei den Unternehmungen verlängern den Bearbeitungsaufwand erheblich.»
Beim Gewerbeverband hat man für die Kassen Verständnis, wie Direktor Bigler erklärt: «Wir wissen, dass in der Verwaltung alles daran gesetzt wird, die Auszahlungen rasch möglichst vornehmen zu können.»