Coronavirus: Wirte und Gewerkschaften schlagen Alarm

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Zürich,

Weil der Bundesrat die Corona-Massnahmen verschärft hat, bleiben in Restaurants Gäste aus. Die Gewerkschaft Unia fordert höhere Kurzarbeitsentschädigung.

restaurant Coronavirus gastrosuisse
Coronavirus: Für den Normalbetrieb bleiben die Restaurants noch mindestens bis am 22. März geschlossen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen neuen Corona-Massnahmen haben Restaurants weniger Gäste.
  • Die Unia fordert, dass in der Gastronomie die Kurzarbeitsentschädigung erhöht wird.

Die Corona-Massnahmen treffen nicht alle gleich. Während viele Firmen mit Homeoffice und Maskenpflicht im Büro weiterarbeiten können, befürchten andere happige Umsatzeinbussen. Gerade in der Gastronomie ist die Lage aktuell sehr angespannt.

«In meiner ganzen Karriere haben wir noch nie so wenig Umsatz gemacht, wie nach der Presskonferenz vom Sonntag», sagt der Züricher Gastrounternehmer Michel Péclard. Gleiches höre er aus der Branche. «Ein Kollege hatte gestern noch 49 Reservationen für einen tollen Anlass. Doch alle haben abgesagt.»

Michel Péclard Coronavirus
Der Zürcher Star-Gastronom Michel Péclard nervt sich über die Regeln für Beizen, die wegen des Coronavirus gelten. - peclard.net

Auch in Basel läuft das Geschäft nicht wie bisher. «Es hat grundsätzlich weniger Gäste», sagt Anna Götenstedt, Pächterin der Restauration zur Harmonie. Wegen der Homeoffice-Empfehlung des Bundesrats verzeichnet das Restaurant mittags aktuell rund 20 bis 30 Prozent weniger Kundschaft.

Konkurse bei Lockdown

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat gestern erstmals ein Mini-Lockdown angesprochen. Auch beim Bundesrat war dies heute offenbar Thema.

Für die Gastro-Branche wäre dies ein weiterer Rückschlag. Götenstedt befürchtet «verheerende» Auswirkungen. Sie glaubt, dass es damit zu haufenweise Konkursen käme, würde der Staat neben Lohnkosten nicht auch weitere Betriebskosten übernehmen.

Corona
Die Corona-Auflagen fordern Restaurants sehr. - Keystone

Péclard hält zwar fest, dass ein Mini-Lockdown möglicherweise nicht so schlecht wäre, wenn danach wieder eine Normalität zurückkehren würde. «Aber es weiss ja niemand, was danach passiert.»

Weniger Umsatz im Sommer in den Städten

Die Gastronomie gehörte bereits während dem ersten Lockdown zu den Verlierern. Die Arbeitslosenquote war im Frühjahr zeitweise zweistellig, noch im September lag sie bei 7,3 Prozent – eine Steigerung von 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr. «Ich befürchte, dass der Stellenabbau in der Gastronomie wieder anziehen wird», sagt Mauro Moretto Co-Leiter des Sektors Tertiär der Gewerkschaft Unia.

In den vergangenen Monaten hat die Wirtschaft begonnen, sich vom Lockdown zu erholen. Doch in der Gastronomie ging es nicht überall bergauf, erklärt Moretto. «Während das Geschäft in den Berggebieten lief, klagten Betriebe in den Städten über fehlende Gäste.»

Weil die Gastronomie eine Tieflohnbranche ist, sieht Moretto die öffentliche Hand stärker in der Pflicht: «Dass bei Kurzarbeit Angestellte nur 80 Prozent des Lohnes erhalten, ist für Betroffene schwierig. Hier sollte die Arbeitslosenversicherung aufstocken und den Gastro-Angestellten 100 Prozent Kurzarbeitsentschädigung zahlen.»

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