Darum gibt es im Schweizer Detailhandel kaum Öko-Tierfutter
Das Wichtigste in Kürze
- Während Bio-Produkte im Trend sind, ist Bio-Tierfutter ein Nischenprodukt.
- Tierschützer kritisieren zudem, dass die Herkunft der Rohstoffe im Tierfutter oft nicht angegeben wird.
Schweizer sind Bio-Könige. Kein Land gibt so viel Geld für Bio-Produkte aus wie wir. 320 Franken sind es im Jahr. Dänemark und Schweden, die es auch aufs Podest schaffen, haben wir klar abgehängt.
Das spürt auch der Detailhandel: Alleine Coop hat letztes Jahr 1,4 Milliarden umgesetzt. Ein Plus von fast 11 Prozent. Auch die Migros wächst im Bio-Bereich. Und heute gibt es alles Bio: Fleisch, Fisch, Gewürze oder Gemüse. Selbst Eistee und Süssigkeiten.
Bio-Tierfutter ist Mangelware
Doch in einem Berich ist Bio Mangelware: beim Tierfutter. Migros verkauft nur ein Bio-Hundefutter von einem Drittanbieter. Aber nicht in allen Filialen. «Vor einigen Jahren hatten wir ein Bio-Tierfutter als Eigenmarke im Sortiment. Allerdings war die Nachfrage zu gering, um es weiterzuführen», sagt Sprecher Sebastian Senn zu Nau. Eine neue Eigenmarke ist nicht geplant.
Auch bei Bio-Platzhirsch Coop spielt Bio-Tierfutter kaum eine Rolle. Die Basler Detailhändlerin verkauft bloss eine Bio-Hundewurst. Sprecher Ramón Gander erklärt: «Die Nachfrage nach dieser Wurst hat zugenommen, Bio-Produkte im Bereich der Tiernahrung sind aber nach wie vor ein Nischensortiment.»
Würden Sie Bio-Tierfutter kaufen?
Nachfrage bestimmt Angebot
Doch warum kriegen Bello und Schnurrli kaum Bio-Futter? «Meistens scheitert
die Umsetzung an der Finanzierung, da Bio-Futter gewöhnlich wesentlich teurer
ausfällt als herkömmliches Futter», erklärt Lucia Oeschger,
Kampagnenleiterin von Vier Pfoten Schweiz. «Wem das
qualitativ hochstehende Bio-Futter als Hauptfuttermittel zu teuer ist, kann
auch schon mit vereinzelten Käufen von Futter, das mit höheren Tierwohlstandards
produziert wurde, ein Zeichen setzen.»
Und ergänzt: «Ein breiteres
Angebot an Bio-Produkten ist aus Tierschutzsicht natürlich wünschenswert.» Schlussendlich gilt aber: Die Nachfrage bestimmt das Angebot.
Was Oeschger zudem ärgert: Beim Tierfutter fehlt oft die Herkunftsdeklaration der Rohstoffe. «Wir fordern die Detailhändler auf, sich auch bei Tierfutter vermehrt für eine klare Herkunftsdeklaration einzusetzen.» Bis es so weit ist, rät sie, immer wieder nachzufragen, wo das Futter herkommt und unter welchen Bedingungen die Tiere gelebt haben. «Das schafft einen Anreiz für die Detailhändler, Verbesserungen einzuführen.»