Migros

Darum muss die Migros jetzt abspecken

Felix Müller
Felix Müller

Zürich,

Die Migros entlässt Mitarbeiter. Der Aderlass ist ein Symptom der Entschlackungskur des orangen Riesens.

Migros kunden
Eine Kundin kauft in der Migros ein. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der Migros werden Mitarbeiter entlassen.
  • Hinter den Kulissen findet eine grosse Restrukturierung statt.
  • Fabrice Zumbrunnen will so die Genossenschaft wieder auf Kurs bringen.

Der Migros geht es nicht gut. Die einst unangefochtene Nummer eins im Schweizer Detailhandel muss sich gegen Coop wehren, verliert Marktanteile an Aldi und Lidl und Kunden an Online-Shops und Kaufhäuser jenseits der Grenze.

Der Reingewinn der Migros hat sich in den letzten fünf Jahren fast halbiert. Das zwingt sogar eine eigentlich nicht gewinnorientierte Genossenschaft zum Handeln. Konkret heisst das: Sparen.

Bitter nötige Entschlackungskur

An der Oberfläche wird dies auf zwei Arten sichtbar: Einerseits der überraschend öffentlich geäusserte Verkaufswunsch der eigenen, nicht rentablen Tochterfirmen Globus, Depot, Interio und M-Way. Andererseits dem Entlassen von Mitarbeitern.

Globus Filiale
Die Migros will sich von dem schwer defizitären Globus trennen. Dass aber ein Käufer gefunden wird, ist unwahrscheinlich. - Keystone.ch

Hinter den Kulissen spielt sich gleichzeitig gerade eine radikale Entschlackungskur bei der Migros ab. Architekten dieser Umstrukturierung sind der neue Konzernchef Fabrice Zumbrunnen und der zum Handels-Chef beförderte Beat Zahnd.

Nötig ist diese Umstrukturierung, weil die Migros in den letzten Jahren unkontrolliert in verschiedenste Richtungen gewachsen ist. Die regionalen Genossenschaften kaufen selbstständig Firmen oder bauen eigene Food- oder Fitnessketten auf. Längst nicht alle dieser Projekte sind Erfolgsgeschichten.

Eine Genossenschaft wird umgekrempelt

Seit Zumbrunnen im Januar 2018 das Ruder bei der Migros übernommen hat, sei ein nie gesehener Aktionismus ausgebrochen, schreibt die «Bilanz». Ein Insider beschreibt dem Magazin gegenüber Zumbrunnen als «brillanten Taktiker». Er sei «bedacht, feinsinnig rüberzukommen, verfolge seine Mission aber eisern, auch wenn andere dabei auf der Strecke bleiben.».

Das zeigt sich: Zumbrunnen hat bis auf den Finanzchef Jörg Zulauf die gesamte alte Garde der Geschäftsleitung kompromisslos ausgewechselt.

migros korruptionsverdacht
Fabrice Zumbrunnen gilt als eisern und durchsetzungsfähig. Seine radikalen Veränderungen scheinen die Migros wieder auf Kurs zu bringen. - KEYSTONE

Beat Zahnd wiederum mistet gleichzeitig das Handelsdepartement aus. Von den 12 Tochterunternehmen, die er 2016 als Handels-Chef übernommen hatte, sollen bis 2020 noch 5 übrigbleiben. Die Migros will sich so wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und wieder näher zum Kunden rücken.

Erhalten bleiben sollen nur Denner, Migrol, Migrolino, Digitec Galaxus und Ex Libris, schreibt die Bilanz.

Dass diese härtere Gangart überhaupt umsetzbar war, ist erstaunlich. In den letzten Jahren haben die 10 regionalen Genossenschaften innerhalb des Konzerns immer mehr an Macht gewonnen. Sie agieren grösstenteils autonom und die flache Hierarchie macht das Durchsetzen einer kohärenten Strategie für Zumbrunnen umso schwieriger.

Positive Prognosen für die Migros

Erste Resultate sind bereits sichtbar. Die Zahlen von Zumbrunnens erstem Jahr hätten positiv ausgesehen, wäre bei den Globus-Immobilien nicht eine happige Wertberichtigung fällig gewesen. Dies bestätigte Jörg Zulauf an der Bilanzmedienkonferenz im Frühling.

Energiekrise
Bei Digitec Galaxus ist ein verändertes Kaufverhalten zu spüren. Besonders beliebt sind wegen der Energiekrise Hand- und Fusswärmer, Kerzen und Bettflaschen. (Symbolbild) - keystone

Auch der Fokus auf die digitale Zukunft scheint sich auszuzahlen. Digitec Galaxus wächst weiterhin rasant und nimmt als nächstes den deutschen und österreichischen Markt ins Visier.

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