Der langsame Tod der Telefonkabine
Noch gibt es über 2000 Telefonkabinen in der Schweiz. Doch die dürften bald verschwunden sein. Schuld ist der Bundesrat. Und natürlich das Handy.
Das Wichtigste in Kürze
- Mitte der 90er Jahre gab es fast 60'000 Telefonkabinen in der Schweiz. Heute sind es noch 2500.
- Und für Betreiberin Swisscom ist klar: In den nächsten Jahren werden die Kabinen ausgemustert.
Wer vor zwanzig Jahren dazu gehören wollte, hatte eine Taxcard. Und damit die Freiheit, von unterwegs Telefonate zu machen. Einzige Voraussetzung: Eine freie Telefonkabine.
Zeiten ändern sich. Mit dem Smartphone hat heute jeder Zugang zur ganzen Welt – mit einem Griff in die Hosentasche. Die Telefonkabine hat ausgedient. Doch noch betreibt die Swisscom rund 2500 öffentliche Telefone. Dazu kommen noch 1700 private Publifone, die die Swisscom im Auftrag von Hotels, Spitälern oder Schulen betreibt. Zum Vergleich: Mitte der 90er waren rund 60'000 Telefonkabinen im Einsatz. Über 90 Prozent der Kabinen sind verschwunden.
Heute sind sie ein schlechtes Geschäft: «Es gibt mehr als 1000 Kabinen, die über Tage hinweg unbenutzt bleiben», sagt Swisscom-Sprecherin Sabrina Hubacher zu Nau.
Kommt dazu, dass Ersatzteile rar werden und damit die Unterhaltskosten steigen.
Nicht mehr kostendeckend
Hubacher ergänzt: «Obwohl Swisscom die Zahl der
Publifone
bereits stark reduziert hat, arbeitet der weitaus grösste Teil der noch betriebenen Geräte nicht kostendeckend.» Kein Wunder: Zwischen 2004 und 2016 ging die Zahl der Gespräche um 95 Prozent zurück.
Der Todesstoss für die Telefonkabine kam vom Bundesrat. Seit 2018 sind Telefonkabinen kein Teil der Grundversorgung mehr. Investitionen sind nicht mehr zu erwarten. Für Hubacher ist klar: «Mittelfristig – in den nächsten paar Jahren - wird das Publifon ganz verschwinden.»
Oder vielleicht doch nicht ganz. In der ganzen Schweiz werden vereinzelte Telefon-Kabinen in Mini-Bibliotheken verwandelt. Offenbar ein Ort für den Nostalgiker.
