Die Welt ist uneins über den ethischen Umgang mit KI
Künstliche Intelligenz macht riesige Fortschritte. Aber die Vorstellungen über den ethisch verantwortlichen Umgang mit KI gehen zum Teil weit auseinander.
Das Wichtigste in Kürze
- Künstliche Intelligenz (KI) verbessert sich rasant.
- Die Meinungen über den ethischen Umgang mit KI sind sehr unterschiedlich.
Künstliche Intelligenz (KI) weckt viele Ängste. Etwa, dass lernende Algorithmen und intelligente Automatisierungen Menschen den Job kosten. Oder dass KI zum Schaden der Bevölkerung eingesetzt wird.
Als Reaktion auf solche Ängste haben Staaten, Organisationen und Privatwirtschaft ethische Leitlinien entwickelt.
Unterschiedliche Grundsätze
Die Vorstellungen darüber, wie ein ethisch verantwortlicher Umgang mit KI aussehen sollte, gehen teils weit auseinander, wie Forschende um Effy Vayena von der ETH Zürich berichten.
Das Forschungsteam hat 84 Dokumente gesammelt, die ethische Prinzipien und Leitlinien für KI festlegen. «Diese ethischen Leitlinien zu KI sind in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen», sagte Studienautorin Anna Jobin von der ETH Zürich zu Keystone-SDA. «Deshalb wollten wir einen Überblick schaffen, woher diese Leitlinien stammen, welche ethischen Prinzipien genannt und wie stark sie gewichtet werden.»
Kein einziges ethisches Grundprinzip fand sich in allen Dokumenten, wie die Forschenden im Fachblatt «Nature Machine Intelligence» schreiben. Insgesamt konnten sie elf Prinzipien identifizieren, die aber sehr unterschiedlich häufig vorkamen. Fünf Eckpunkte kristallisierten sich heraus, die in mehr als der Hälfte der Leitlinien erwähnt wurden: Transparenz, Gerechtigkeit und Fairness, das Verhindern von Schaden, Verantwortung und Datenschutz. Allerdings fiel teils sehr unterschiedlich aus, was genau mit diesen Prinzipien gemeint ist und wie sie zu erreichen sind.
«Erstaunlich ist, wie widersprüchlich die Dokumente in sich selbst teilweise sind», sagte Jobin. Beispielsweise sei ein oft genanntes Ziel, Diskriminierung zu verhindern, indem man möglichst noch grössere und dadurch ausgewogenere Datensätze ansammle. «Im gleichen Dokument findet man plötzlich das ethische Prinzip des Datenschutzes und dass Nutzer die Kontrolle über ihre Daten haben sollten. Das ist nur schwer mit dem Sammeln von noch grösseren Datenmengen zu vereinbaren.»
Globales Ungleichgewicht
Die Forschenden stellten zudem ein globales Ungleichgewicht fest: Industriell weiter entwickelte Länder prägten die Diskussion, was dazu führen könnte, dass lokales Wissen, kultureller Pluralismus und globale Fairness in der Debatte zu kurz kämen. «Wenn wir den Anspruch haben, dass KI weltumgreifend wirken soll, sollte auch die ganze Welt mitreden», sagte Jobin.