Easyjet: CO2-Kompensation macht Fliegen nicht klimaneutral
Easyjet fliegt jetzt CO2-neutral. Von klimaneutral ist das allerdings weit entfernt. Auch andere Gase belasten die Umwelt.
Das Wichtigste in Kürze
- Easyjet fliegt neuerdings CO2-neutral, aber nicht klimaneutral.
- Nur ein Teil der Emissionen wird von der Airline kompensiert.
Auf den ersten Blick hat Easyjet diese Woche eine Revolution angekündigt. Die britische Billigairline kompensiert neu alle CO2-Emissionen.
Dafür nimmt Easyjet eine Stange Geld in die Hand. Rund 32 Millionen Franken kostet die Aktion jährlich. Das Geld fliesst in Projekte zur Aufforstung in Südamerika und Afrika. Auch werden erneuerbare Energien gefördert.
Doch auf das Ticket gerechnet liegt der Preis bei rund 30 Rappen. Ein Schnäppchen. Doch geht die Rechnung auf? Wer bei Myclimate den Flug von Zürich nach Berlin kompensieren will, zahlt immerhin 10 Franken.
Easyjet konzentriert sich auf Kohlendioxid
Entscheidend ist, was kompensiert wird. Easyjet berücksichtigt primär Kohlendioxid-Emissionen. Andere Gase machen nur einen kleinen Teil der Rechnung aus.
Das Ganze erinnert an die Swiss. Kunden der Schweizer Airline können die Flüge bei der Buchung kompensieren. Auch hier fällt der Betrag deutlich tiefer als bei Myclimate aus.
Das kritisiert der Experte. ETH-Forscher Reto Knutti sagte im Sommer zu Nau, dass «zusätzliche Emissionen und deren Effekt erwiesen seien». Gemeint sind etwa Wasserdampf oder Stickoxide.
Unklar ist, wie hoch dieser zusätzliche Effekt ist. Je nach Untersuchung kommen Forscher auf eine Spannbreite von Faktor 1,5 bis 3 zusätzlich zu den CO2-Emissionen. Entscheidend für die Emissionen eines Flugzeuges sind auch Wetterlage oder die Flughöhe.
Ziel ist nicht Klimaneutralität
Der Weltklimarat riet schon vor 20 Jahren, den CO2-Ausstos mit dem Faktor 2,7 zu multiplizieren. Das deutsche Umweltbundesamt rechnet mit dem Faktor 3, um die effektive Klimabelastung zu errechnen.
Gegenüber dem «Spiegel» räumt Easyjet ein: «Es ist nicht das aktuelle Ziel, klimaneutral zu werden. Wir fokussieren uns auf die durch Treibstoff verursachten CO2-Emissionen.»
Die Airline sieht die Teil-Kompensation als «Übergangslösung» bis zur Entwicklung neuer Technologien. Das Unternehmen hält aber fest, dass alle Kompensations-Projekte mit höchsten Branchenstandards konform seien.