Rechnet Swiss ihren Kunden den CO2-Ausstoss schön?
Kunden der Swiss können ihren CO2-Ausstoss via die Airline kompensieren. Nur: Swiss kommt auf ganz andere Zahlen als MyClimate – die Partnerfirma.
Das Wichtigste in Kürze
- Swiss und MyClimate errechnen für den gleichen Flug einen unterschiedlichen CO2-Ausstoss.
- Unterschied: MyClimate spricht von «Klimaneutralität», Swiss von «CO2-Neutralität».
Wer mit dem Flieger in die Ferien verreist, muss heutzutage viel Kritik einstecken. Fakt ist: Die Luftfahrt ist ein Treiber des Klimawandels. Darum bietet die Swiss ihren Passagieren an, ihren CO2-Ausstoss kompensieren zu können.
Dazu spannt die Lufthansa-Tochter mit der Schweizer Nichtregierungsorganisation MyClimate zusammen. Nur: Der Rechner der Swiss und jener der NGO spucken ganz andere Resultate raus.
Mehr als doppelt so hoher Ausstoss
Dies hat Twitter-Nutzer Ives Leutenegger entdeckt. Sein Flug von Zürich nach Lissabon mit fünf Reisenden verursacht laut dem Rechner der Swiss 1,4 Tonnen CO2. Bei MyClimate kommt der gleiche Flug auf 3,5 Tonnen. «Da stimmt doch was nicht», kommentiert der Twitter-Nutzer.
liebe @FlySWISS, liebe @myclimate, da stimmt doch was nicht... wie hoch ist der co2 ausstoss nun wirklich... besten dank! pic.twitter.com/vJRYestaTu
— Ives Leutenegger (@ivesleutenegger) July 8, 2019
Auf Anfrage von Nau.ch erklärt Konzernsprecherin Karin Müller: «Der CO2-Kompensationsrechner von Swiss berechnet die CO2-Emissionen auf Basis unternehmensspezifischer Daten.» Über 43'000 Flugdaten sind in die Rechnung eingeflossen. «Der Algorithmus wird regelmässig mit neuen Flugdaten aktualisiert.»
Das ist ein Faktor. Noch wichtiger: Bei der Airline beschränkt sich die Rechnung auf CO2. Anders, wenn man direkt bei MyClimate kompensiert.
Andere Rechnung
Dort werden weitere Emissionen eingerechnet, etwa Stickoxide, Russpartikel oder Wasserdampf. «Über die tatsächliche Wirkung weiterer Emissionen bestehen wissenschaftliche Unsicherheiten», erklärt Müller.
Bei MyClimate ist man «sehr glücklich», dass die Swiss ihren Kunden überhaupt die Möglichkeit gibt, CO2 zu kompensieren. «Für unsere Methodik wurden wir unlängst von aktuellen Studien bestätigt», sagt Sprecher Kai Landwehr.
Der Ansatz und die Argumente der Airlines seien aber valide. «Vor allem, da diese klar kommunizieren, dass sie allein den CO2-Ausstoss kompensieren.» Anders als MyClimate spricht die Swiss von CO2-Neutralität, und nicht Klimaneutralität. «Daher ist das aus unserer Sicht völlig in Ordnung.»
Aktuell kompensieren Swiss-Kunden meistens direkt auf der Seite von MyClimate. Die NGO wie auch Swiss verzeichneten Zunahmen bei der Flug-Kompensation. Das dürfte sich so bald nicht ändern, auch aus technischen Gründen.
Die Swiss will nämlich das Kompensationssystem direkt in den Buchungsprozess integrieren. Sprecherin Müller hofft, «dass damit die Bereitschaft zur CO2-Kompensation gesteigert werden kann».