Evergrande in der Krise: Was steckt hinter dem Immobilienkonzern?

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China,

Der chinesische Immobilienkonzern Evergrande steckt in der Schuldenkrise. Die Angst vor der Insolvenz des Unternehmens erschüttert die Finanzmärkte.

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Gebäude des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Evergrande befindet sich aktuell in einer Schuldenkrise.
  • Viele Investoren haben Angst vor einem Zusammenbruch des Konzerns.
  • Schon vor einem Jahr tauchten die ersten Gerüchte über Geldprobleme auf.

Die Schuldenkrise beim Immobilienkonzern Evergrande erschüttert derzeit die Finanzmärkte in China. Aktien- und Anleiheinvestoren fürchten sich vor einer Insolvenz des Unternehmens, das bislang ausserhalb der Volksrepublik weitgehend unbekannt ist. Was steckt hinter Evergrande und warum könnte ein Zusammenbruch gefährlich werden?

Evergrande Group wurde 1996 in Guangzhou vom Unternehmer Hui Ya Kan gegründet. Er gehört laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes zu den reichsten Menschen Chinas.

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Firmensitz von Evergrande in Hongkong. - AFP/Archiv

Er brachte Evergrande 2009 an die Börse und baute den Konzern zum zweitgrössten chinesischen Immobilienentwickler aus. Über das ganze Land verteilt betreibt und entwickelt Evergrande 1300 Immobilienprojekte, viele auch in kleineren Städten. Für den Konzern arbeiten insgesamt 200'000 Menschen. Jährlich werden rund 3,8 Millionen Menschen angeheuert für Immobilienprojekte.

Management soll Regierung um Staatshilfe gebeten haben

Um die Umsätze zu steigern, investierte Evergrande in den vergangenen Jahren in andere Geschäftsfelder wie Elektroautos, Versicherungen, Mineralwasser und Fussball. Seit Mitte 2019 betreiben die Chinesen mit dem deutschen Antriebsspezialisten Hofer Powertrain ein Joint Venture für Elektromobilität.

Die ersten Befürchtungen über Schwierigkeiten bei Evergrande kamen vor etwa einem Jahr hoch. Im September 2020 zirkulierte ein Brief, in dem das Management die Regierung um Staatshilfe bat bei seiner Restrukturierung. Evergrande wies den Brief als Fälschung zurück, die Spekulationen rissen aber nicht wieder ab.

Im Juni 2021 geriet Evergrande mit Zinszahlungen in Verzug und warnte wenig später vor Liquiditäts- und Ausfallrisiken. Dies, falls es nicht möglich sei, die Bautätigkeit wieder aufzunehmen, Beteiligungen zu verkaufen und Kredite zu erneuern. Erste Banken verweigerten Evergrande Kreditverlängerungen. Ratingagenturen stuften Bonitätsnoten in mehreren Schritten drastisch zurück.

Chinesische Zentralbank äusserte schon 2018 Bedenken

Evergrande hat seine schnelle Expansion mit Krediten und Anleihen finanziert. Die Schulden gegenüber Finanzinstituten und Anleihegläubigern belaufen sich auf knapp 90 Milliarden Dollar. Die gesamten Verbindlichkeiten summieren sich auf 1,97 Billionen Yuan – umgerechnet gut 300 Milliarden Dollar. Das entspricht zwei Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts oder dem gesamten Bruttoinlandsprodukt von Finnland.

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Die Entwicklung um Evergrande hält aktuell die Finanzmärkte auf Trab. - Keystone

Die chinesische Zentralbank äusserte bereits 2018 Bedenken über die Grösse von Evergrande. Der Konzern stelle ein mögliches systemisches Risiko für die Finanzbranche dar. Im August forderte sie Evergrande auf, dringend ihr Schuldenrisiko zu reduzieren.

Die Ratingagentur Fitch hält eine schwere Krise für das ganze chinesische Bankensystem für unwahrscheinlich. Sie sieht allerdings kleinere Geldhäuser in Gefahr bei einer möglichen Insolvenz. Manche Experten gehen davon aus, dass die Regierung eingreifen wird, um Verwerfungen bei Banken und an den Immobilienmärkten zu verhindern.

Aktien von Evergrande eingebrochen

Laut Angaben von 2020 hat Evergrande bei 128 Banken und über 120 Gesellschaften, die nicht aus der Finanzbranche kommen, Schulden. JP Morgan schätzt, dass die Bank China Minsheng am stärksten engagiert ist.

Im Anleihemarkt stehen die Evergrande-Bonds für vier Prozent des chinesischen Immobilien-Hochzinsanleihen-Markts.

Die Evergrande-Aktien sind seit Anfang des Jahres um mehr als 85 Prozent eingebrochen. Die Marktkapitalisierung beläuft sich aktuell auf 4,5 Milliarden Dollar.

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