Evergrande-Kollaps dürfte Schweizer Luxus-Firmen belasten
Chinas Immobilienentwickler Evergrande ist in Schieflage geraten. Ein Kollaps dürfte auch hiesige Branchen belasten – insbesondere Luxus-Hersteller.
Das Wichtigste in Kürze
- Evergrande sitzt auf einer hohen Schuldenlast, was die weltweiten Anleger beunruhigt.
- Ein Kollaps dürfte vor allem Schweizer Luxus-Hersteller treffen, meint ein Anlagestratege.
- Dass es zu einem Börsencrash wie im Jahr 2008 kommen wird, bezweifelt er allerdings.
Zum Wochenauftakt hatte der Skandal rund um den chinesischen Immobilienentwickler Evergrande für reichlich Hysterie gesorgt. Ob in China selbst, in Amerika oder hier in der Schweiz – überall schlossen die Aktienmärkte im Minus. Der deutsche Leitindex Dax fiel zwischenzeitlich sogar auf das tiefste Niveau seit Mai.
Heute – zwei Tage später – scheint alles aber schon vergessen, zumindest befinden sich die weltweiten Börsen wieder im Aufwind. Doch der Schein trügt, wie Jeffrey Hochegger, Anlagestratege bei Raiffeisen Schweiz, gegenüber Nau.ch erklärt. Seit der wackelnde chinesische Immobilienkonzern im Lichte der Öffentlichkeit steht, mache sich Unsicherheit breit.
«Die Nervosität unter Anlegern dürfte deshalb hoch bleiben», betont der Ökonom. Auch wenn der Skandal vor allem den chinesischen Markt direkt belaste, so treffe eine dadurch ausgelöste Abkühlung in China auch viele hiesige Sektoren. Paradebeispiel seien die Luxusgüterhersteller Swatch Group und Richemont, für die China der wichtigste Absatzmarkt ist.
Wie viel Lehman Brothers steckt in Evergrande?
Hinzu komme der schon seit Monaten, ja schon seit Jahren überhitze Aktienmarkt. «Praktisch alle Anleger sitzen auf einem Buchgewinn und neigen dazu, diesen zu realisieren», so Hochegger. Sollten die Kurse also erneut auffallend stark fallen, dürften viele weitere Anleger aus dem Markt aussteigen und damit einen Crash verursachen.
Einen wirtschaftlichen Kollaps wie 2008 bei Lehman Brothers, bezweifelt Hochegger allerdings. Denn: Die einstige US-Investmentbank war viel stärker mit internationalen Kapitalmärkten verwoben und verschachtelt, als es die chinesische Regierung bei Evergrande jemals zulassen würde.
In naher Zukunft rechnet der Anlagestratege deshalb nicht mit einem grossen Börsencrash, dafür aber mit stärkeren Kursschwankungen. Entsprechen dürften die weltweiten Börsen zum Jahresende in etwa auf dem heutigen Niveau handeln.