Foodwatch greift Coca-Cola frontal an

Michael Bolzli
Michael Bolzli, DPA

Deutschland,

Foodwatch nimmt sich Coca-Cola vor. Zuckrige Getränke seien schädlich, sagen die deutschen Konsumentenschützer – der US-Konzern lenke von den Problemen nur ab. Die Konsumentenschützer sehen darum in der Politik Handlungsbedarf.

Coca-Cola-Manager Kammerer wies darauf hin, dass der Konzern den Zuckergehalt bereits reduziere – in Europa werde er bis 2020 durchschnittlich um 10 Prozent verringert. «Für jedes klassische Erfrischungsgetränk bieten wir schon seit Jahren mindestens eine Variante ganz ohne Zucker an», ergänzte er. Ziel sei es, «dass wir bis 2025 die Hälfte unseres Absatzes mit Getränken ganz ohne Zucker oder mit weniger Zucker erzielen».

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Der Cola Deckel wird in der EU neu an der Flasche befestigt. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Foodwatch hat das Geschäft von Coca-Cola unter die Lupe genommen.
  • Fazit: Der Konzern trage eine «entscheidende Mitverantwortung» für die Zunahme von Krankheiten wie Fettleibigkeit.

Die deutschen Konsumentenschützer von Foodwatch greifen Coca-Cola frontal an. Der Weltmarktführer bei Limonaden trage eine «entscheidende Mitverantwortung» für die Zunahme von Krankheiten wie Fettleibigkeit und Diabetes, teilte Foodwatch am Mittwoch mit. Der Verein forderte die deutsche Bundesregierung auf, eine Herstellerabgabe für überzuckerte Getränke einzuführen. Eine solche Abgabe gilt von diesem Freitag an in Grossbritannien.

Der US-Konzern wehrte sich gegen die Vorwürfe. «Übergewicht ist ein komplexes Phänomen. Einfache Antworten sind verlockend, aber sie lösen das Problem nicht», sagte Patrick Kammerer, Mitglied der Geschäftsleitung von Coca-Cola Deutschland. Man dürfe sich nicht nur auf ein Lebensmittel und einen Inhaltsstoff konzentrieren.

Werbe-Offensive auf Youtube

Foodwatch beleuchtet in einem 100-seitigen Bericht das Geschäft von Coca-Cola. Der Getränkeproduzent verstehe es «wie kaum ein anderer Konzern, ein positives Image zu kreieren, auch und gerade bei jungen Menschen», sagte der Autor des Reports, Oliver Huizinga, in Berlin. Dabei seien die Zuckergetränke von Coca-Cola «flüssige Krankmacher».

Was die Konsumentenschützer besonders ärgert: Fussballstars im Fernsehen und populäre Youtube-Influencer sprächen besonders Kinder und Jugendliche an. Pikant: Neun der 20 meistabonnierten Youtuber in Deutschland traten bereits in dem Konzern-eigenen Youtube-Kanal auf.

Coca-Cola entgegnete, man investiere überproportional viel in die Werbung für Getränke ohne oder mit weniger Zucker. Man werbe zudem nicht in Medien, die sich mehrheitlich an Kinder unter zwölf Jahren richten. Diese Selbstverpflichtung werde regelmässig von unabhängigen Dritten überprüft.

Zusammenhang zwischen Übergewicht und Süssgetränke

Nach Angaben von Foodwatch zeigen 80 Prozent der unabhängig finanzierten Studien einen Zusammenhang von Übergewicht und dem Konsum von Zuckergetränken. Dagegen kämen 80 Prozent der von der Lebensmittelindustrie bezahlten Untersuchungen zu einem gegenteiligen Ergebnis. Coca-Cola versuche zudem, durch Lobbyarbeit Werbeverbote und Sondersteuern zu torpedieren.

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