Fusion von Linde mit Praxair könnte platzen
Das Wichtigste in Kürze
- Linde und Praxair dürften nur unter gewissen Auflagen der Wettbewerbsbehörden fusionieren.
- Nun steht die Milliardenfusion der beiden Gashersteller auf der Kippe.
Die Fusion der beiden Industriegashersteller Linde und Praxair gerät wegen der Auflagen von Kartellwächtern zunehmend in Gefahr. «Auf Basis weiterer Rückmeldungen von Wettbewerbsbehörden ist nunmehr davon auszugehen, dass die umsatzbezogene Obergrenze für Veräusserungszusagen überschritten wird», teilte Linde am Mittwochmorgen in München mit.
Linde und Praxair hatten in ihrer Fusionsvereinbarung festgelegt, dass bei den kartellrechtlich notwendigen Verkäufen von Unternehmensteilen die Grenze von 3,7 Milliarden beim Umsatz oder 1,1 Milliarden Euro beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nicht überschritten werden darf.
«Linde und Praxair setzen ihre konstruktiven Gespräche miteinander fort und diskutieren mit den Wettbewerbsbehörden, wie deren Anforderungen erfüllt werden können», hiess es weiter.
Höhere Auflagen in USA möglich
Die beiden Unternehmen hatten bereits Anfang August mitgeteilt, dass die Auflagen der US-Wettbewerbsbehörde FTC höher ausfallen könnten als bis dahin angenommen. Damals hatte es geheissen, dass durch «zusätzliche Veräusserungszusagen» die selbstgesetzte 3,7-Milliarden-Obergrenze überschritten werden könnte.
Für das Vorhaben drängt die Zeit: Laut Wertpapiergesetz muss die Fusion spätestens am 24. Oktober unter Dach und Fach sein.
Der Kurs der im deutschen Börsenleitindex Dax notierten zum Umtausch eingereichten Linde-Aktien sackte seit der Mitteilung um rund acht Prozent ab. Das zeigt, dass am Markt die Zweifel an einer erfolgreichen Fusion gestiegen sind.
Grünes Licht der EU
Anfang der Woche hatte die EU-Kommission unter Auflagen grünes Licht für das Projekt gegeben. Als EU-Auflage muss Praxair sein gesamtes Gasgeschäft im Europäischen Wirtschaftsraum verkaufen und seine Beteiligung an dem italienischen Gemeinschaftsunternehmen Siad abgeben. Zudem sollen Helium-Bezugsverträge veräussert werden.
In der angemeldeten Form hätte die Fusion zu einer signifikanten Verringerung der Zahl der geeigneten alternativen Anbieter geführt und damit potenziell zu Preiserhöhungen.
Gase wie Helium und Sauerstoff kämen bei einer Vielzahl von Produkten zum Einsatz, etwa in der Stahlproduktion und in Krankenhäusern, erklärte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. «Weltweit gibt es nur sehr wenige Unternehmen, die alle diese Gase liefern können.»
Offen ist neben der Zustimmung in den USA auch das grüne Licht der Kartellwächter in Brasilien, Argentinien, Südkorea, Indien und China.