Geringes Interesse an Parlamentswahl im Libanon
Das Wichtigste in Kürze
- Seit neun Jahren fanden im Libanon erstmals wieder Wahlen statt.
- Ein neues Wahlsystem soll es besonders Minderheiten-Parteien erleichtern, Einzug in die Regierung zu halten.
- Erste Ergebnisse der Wahlen werden im Verlaufe des Montags erwartet.
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen haben die Menschen im Libanon zum ersten Mal seit neun Jahren wieder ein neues Parlament gewählt. Nach politischen Krisen, in denen das Parlament seine Amtszeit mehrfach eigenständig verlängert hatte, hielt sich die Wahlbeteiligung jedoch in Grenzen. Bis eine Stunde vor Schliessung der Wahllokale waren nach Angaben des Innenministeriums 46,88 Prozent der rund 3,6 Millionen registrierten Wähler an die Urnen gegangen.
Beobachter schätzten, dass die Wahlbeteiligung in einigen Hochburgen der schiitischen Hisbollah höher war als im Rest des Landes. Erste Ergebnisse werden im Laufe des Montags erwartet.
Militärische Vernetzungen
Die Parlamentswahl ist beeinflusst vom Krieg in Syrien und dem überregional bedeutsamen Machtkampf zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Die schiitische Hisbollah-Miliz kämpft an der Seite des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad im Nachbarland. Regierungschef Hariri gilt als enger Vertrauter des sunnitischen Saudi-Arabiens.
Vier weibliche Abgeordnete
Bei der Wahl kommt erstmals ein neues Wahlgesetz zur Anwendung, das kleineren Parteien grössere Chancen einräumen sollte. Beobachter gehen jedoch nicht davon aus, dass es zu grösseren Veränderungen kommen wird. Das Parlament mit seinen 128 Sitzen geht jeweils zur Hälfte an Muslime und Christen. Komplizierte Regelungen sollen die Balance in dem multikonfessionellen Land zwischen den Religionen halten.
Zum ersten Mal wurde eine Wahl im gesamten Libanon an einem einzigen Tag durchgeführt. 583 Kandidaten, darunter 111 Frauen, stellten sich zur Wahl. Im aktuellen Parlament sitzen lediglich vier gewählte weibliche Abgeordnete.