Home Office - Fluch oder Segen?
Home Office ist in Zeiten anschwellender Pendlerströme beliebt.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Fünftel der Schweizer arbeitet regelmässig von Zuhause aus - Tendenz steigend.
- Meist sind dies qualifizierte Arbeitnehmer in der Dienstleistungsbranche.
- Home Office birgt auch Risiken: Meist arbeiten die Betroffenen mehr und auch am Wochenende und zu Randzeiten.
Home Office ist in Zeiten anschwellender Pendlerströme beliebt. Die räumliche Unabhängigkeit wird oft und gerne genutzt. Gemäss BFS bestreiten über 20% der Schweizer Erwerbstätigen regelmässig ein Teil des Arbeitspensums in den eigenen vier Wände - Dieser Wert hat sich über die letzten 15 Jahre verdreifacht
Wissensarbeiter bleiben zuhause
Vor allem besser qualifizierte Arbeitnehmer in der Dienstleistungsbranche, welche oft über eine Tertiäre Ausbildung verfügen, arbeiten in den eigenen vier Wänden. Während über 50% der Erwerbstätigen in der Informations- und Kommunikationsbranche regelmässig Home Office machen, sind es – aus nachvollziehbaren Gründen – in der Gastronomie und im Baugewerbe unter 10%.
Doppelbelastung durch Heimarbeit
Doch Heimarbeit hat nicht nur Vorteile: Wissenschaftler der Schweizer Hochschule für angewandte Psychologie in Olten untersuchten die Bedingungen für Heimarbeit. Sie fanden heraus, dass 66 Prozent der Befragten häufig am Wochenende arbeiten und 37 Prozent regelmässig von 20 bis 22 Uhr am Schreibtisch sitzen. Wissenschaftler der Universität Basel fanden heraus, dass Heimarbeiter häufig fast doppelt so viele Überstunden machen als ihre Kollegen im Büro.
Die Betroffenen begründeten ihre Schichten mit einem zu hohem Arbeitspensum. Eltern gaben an, dass sie erst richtig arbeiten könnten, wenn die Kinder schlafen. So fördert Heimarbeit nicht zwingend die Vereinbarkeit von Familie und Beruf - sondern kann gar zu einer Doppelbelastung führen.
Home Office - Fluch oder Segen?
Sind regelmässige Home Office Tage ein Fluch oder ein Segen? Mehrere Umstände sind ausschlaggebend: Ist zum Beispiel die Wohnung dafür eingerichtet? Arbeiten auf sehr kleinem Raum und ohne die nötige Einrichtung kann sowohl das seelische als auch das körperliche Wohlbefinden beeinflussen.
Befragte der Basler Studie geben an, dass sie bereits nach drei Tagen den Austausch mit Kollegen vermissen. Andererseits geben viele an, dass sie sich zu Hause dank absoluter Stille besser konzentrieren können und die verstärkte Autonomie die Motivation steigert. Auch das Entfallen des Arbeitswegs und die damit verbundene Zeitersparnis ist ein Vorteil von Home Office.
Letztlich ist es individuell, welche Arbeitsform am besten passt und Branchenabhängig, ob die Möglichkeit überhaupt besteht. Für die Wissensarbeiter mit der Möglichkeit zum Home Office lohnt sich ein Abwägen der Vor- und Nachteile auf alle Fälle!