Implenia-Chef: Sind kaum betroffen von Krise im Wohnungsbau
Die Wohnungsbaukrise in der Schweiz und insbesondere in Deutschland hat kaum Auswirkungen auf Implenia. Das Bauunternehmen bleibt bei seinen Zielen.
Die Krise im Wohnungsbau in der Schweiz und vor allem Deutschland geht an Implenia praktisch spurlos vorbei. Der grösste Baukonzern der Schweiz hält an allen seinen kurz-, mittel- und langfristigen Zielen fest, wie Firmenlenker André Wyss im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP sagt. Die Aktionäre will Implenia mit mehr Dividende beglücken.
Der Druck im Wohnungsbau in Deutschland habe sich in den letzten Monaten nochmals verstärkt, sagt Implenia-Chef Wyss. «Allerdings sind wir im Wohnungsmarkt nur wenig tätig, daher betrifft es uns fast nicht.»
Den Abwärtstrend im Markt spüre Implenia nicht. Im Tiefbau sei die Nachfrage nach Infrastruktur, Bauten für Mobilität und Energie, in ganz Europa weiterhin hoch bis sehr hoch. «Und die jüngsten Prognosen sind weiterhin klar positiv. Wir sind genau dort positioniert, wo sich die Nachfrage bei schwankender Konjunktur viel resilienter zeigt», sagt Wyss.
EBIT fällt kleiner aus als im Vorjahr
Implenia mache grosse, komplexe Immobilien- und Infrastrukturprojekte, die auch zum Teil von öffentlichen Kunden finanziert werden. «Und da sehen wir weder in Deutschland noch in der Schweiz einen Rückgang. Im Gegenteil: Unser Auftragsbuch ist im ersten Halbjahr 2023 auf ein Rekordniveau von 7,3 Milliarden Franken angestiegen. Und wir sehen weiterhin, dass sich unser Auftragsbuch gut entwickelt.»
Implenia sei auf Kurs, das Betriebsgewinn-Ziel (EBIT) von rund 120 Millionen Franken für das Geschäftsjahr 2023 zu erreichen, sagt Wyss. Damit wird der EBIT allerdings kleiner ausfallen als im Vorjahr 2022 mit 138,9 Millionen Franken. Allerdings hatte 2022 der Verkauf von grossen Immobilienprojekten zu einem ausserordentlichen Gewinnsprung geführt.
Auch an den übrigen Zielen für das zu Ende gehende Geschäftsjahr hält Wyss fest: «Wir erwarten, dass unsere Eigenkapitalquote per Jahresende auf über 20 Prozent steigt, nach 18 Prozent im ersten Halbjahr. Und wir erwarten auch, dass wir im zweiten Halbjahr einen signifikant positiven Free Cashflow ausweisen können nach einem negativen Free Cashflow im ersten Semester.»
Produktion der erneuerbaren Energien hat grosses Potenzial
Die Aktionäre sollen ebenfalls am Erfolg teilhaben. «Wir versuchen, die Dividendenzahlung weiterzuführen und sogar auszubauen», sagt der Implenia-Chef.
Für das nächste Jahr rechnet der Konzernleiter mit einer EBIT-Marge von rund 3,5 Prozent. «Die Eigenkapitalquote wollen wir weiter erhöhen in Richtung unseres mittel- bis langfristigen Ziels von 25 Prozent. Und wir planen, einen positiven Free Cashflow zu liefern.» Die Finanzziele für 2024 sollen am 28. Februar bekannt gegeben werden. «Aber mit der Positionierung und mit dem Auftragsbestand sind wir sicher gut aufgestellt, dass auch 2024 ein gutes Jahr werden wird.»
Grosses Potenzial habe die Produktion der erneuerbaren Energien in ganz Europa. «Wir sind zum Beispiel bei der Erneuerung der Staumauer an der Grimsel tätig oder bauen Reservekraftwerke», sagt Wyss: «Die Frage ist, wie viel holen wir uns von diesem Kuchen und wie erfolgreich können wir das machen?»
Grösse des Geschäfts nicht abschätzbar
Das Geschäft werde sukzessive aufgebaut. «Die ganz grossen Moves machen wir nicht. Wir gehen wirklich schrittweise vor», sagt Wyss: «Wir werden nicht grosse Akquisitionen tätigen, um dann plötzlich in diesem Gebiet viel, viel grösser zu sein, sondern wir wachsen eher organisch mit Projektakquisitionen.»
Wie gross das Geschäft werde, könne man nicht abschätzen. «Wir haben keine Ziele für anorganisches Wachstum. Das wäre auch sehr gefährlich», sagt der Implenia-Chef. Dann sei man plötzlich wieder wachstumsgetrieben und laufe Gefahr, die Profitabilität aus dem Auge zu verlieren.