Jetzt macht die Swiss wieder Lärm
Seit Swiss einen neuen Mann an der Spitze hat, ist es um die Airline ruhig geworden. Doch jetzt kehrt die alte Streitlustigkeit zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Swiss droht, dass 19 Langstreckenflüge verschwinden könnten.
- Grund sind Umwelt-Vorstösse in der Politik.
- Die Airline wehrt sich zudem gegen ein Pünktlichkeits-Ranking.
Wenn der Swiss-Führung früher etwas nicht passte, wurde dies oft an die Öffentlichkeit getragen. Der Ex-Chef Harry Hohmeister war für seine klare Kommunikation bekannt.
Als eine Gebührenerhöhung am Flughafen Zürich drohte, setzte sich der Deutsche in einem Zeitungsinterview zur Wehr. Er drohte, die Kapazitäten runterzuschrauben, mit «allen unangenehmen Folgen, wie etwa Jobverlusten.» Er stellte gar einen Wegzug zur Debatte.
«Harry Drohmeister»
Konfrontation suchte Hohmeister auch mit dem Personal. Er machte seine Drohung wahr, die Boeing 777 auch von Kurzstreckenpiloten fliegen zu lassen – trotz massivem Widerstand. «Harry macht den Drohmeister», kommentierte der Blick damals.
Unter der Führung von Thomas Klühr ist es ab 2016 ruhiger um die Airline geworden. Es gab auch wenig Grund für Tumult: Der Umsatz kletterte nach oben, der Gewinn hob regelrecht ab.
Mittlerweile aber hängt eine dunkle Wolke über der Lufthansa-Tochter: Der Klimastreik. Selbst für bürgerliche Politiker ist eine Gebühr für den Luftverkehr kein Tabu mehr. Denn: In der Schweiz macht die Fliegerei rund 18 Prozent des menschgemachten Klimaeffekts aus.
Die Airline setzt darum in einem Lobbying-Magazin, das an Schweizer Politiker verschickt wurde, wieder Druck auf. Es geistern Konzepte herum, die «als direkte Angriffe auf den Drehkreuzbetrieb zu werten sind.»
Swiss malt ein Schreckensszenario. Zürich als Hub stünde in Gefahr, dadurch könnten 19 von 24 Langstreckenflüge verschwinden. Gegenüber «ch-media» mahnt eine Swiss-Sprecherin: «Kleine Ursachen können grosse Wirkung haben.»
Es sollte nicht der einzige Fall diese Woche bleiben, bei dem die Swiss öffentlich ihre Interessen verteidigt.
Regelmässig publiziert das Fluggasthelfer-Portal Airhelp ein Pünktlichkeits-Rankig. Dort schneidet die Swiss aktuell sehr schlecht ab. muss sich mit dem letzten Platz abfinden.
«Wichtiger Hinweis»
Als Reaktion darauf verschickte gestern Abend die Lufthansa-Tochter gleich allen Medienvertretern eine Stellungnahme. Betreff: «Wichtiger Hinweis bezüglich Airhelp-Pünktlichkeitsranking» Priorität: Hoch.
Darin spricht das Unternehmen Klartext. Es würde nicht mit gleichen Ellen gemessen, «was die Glaubwürdigkeit des Ranking stark relativiert.»
Die Airline ärgert sich darüber, dass sie mit kleinen Ferienflieger und Low-Cost-Carriern verglichen wird, welche nicht auf Anschlussflüge abgestimmt sind.
Der neue Kampfgeist kommt nicht überall an. Die «Handelszeitung» kommentiert in ihrem Newsletter die Polit-Offensive: «Lobbying mit dem Holzhammer.»