Kaffeepreis könnte wegen der Corona-Krise steigen
Trotz der aktuellen Corona-Krise hielt sich der Kaffeepreis bisher solide. Trotzdem könnte er aus Angst vor Lieferengpässen steigen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kaffeepreis hielt sich trotz Corona-Krise bisher stabil.
- Er könnte jedoch aus Angst vor Lieferengpässen in Zukunft steigen.
Wegen der Corona-Pandemie sind die Preise vieler Agrarrohstoffe stark ins Trudeln geraten. Anders sieht es beim Kaffee aus, der sich bisher solide hält. Gemäss Experten könnte der Wachmacher von der Homeoffice-Zeit profitieren.
Zwar gibt es viele verschiedene Kaffeepflanzen, doch haben nur zwei Sorten ein grosses Gewicht auf dem Markt: Arabica und Robusta, auch bekannt als Canephora. Aus Arabica-Bohnen wird etwa 60 Prozent des weltweiten Angebots produziert. Die Sorte gilt dabei als die anspruchsvollere im Anbau.
Der Trend bei den Preisen zeigte bis vor kurzem eigentlich nach unten. Eine Tonne Robusta kostet derzeit 1'205 US-Dollar. Vor einigen Jahren bezahlte man für die Tonne gar noch über 2'000 Dollar.
Auch beim Arabica-Kaffee zeigt der langfristige Preis nach unten. Kurzfristig gesehen sieht die Entwicklung jedoch positiver aus. Denn vor einem Jahr kostete das Pfund 90 Cent.
Und auch Anfang Februar 2020 waren es bloss knapp 100 Cent. Ende 2019 erreichte der Preis ein Zwischenhoch bei rund 120 Cent.
Furcht vor Lieferengpässen
Der Arabica-Kaffee trotzte im März also dem Ausverkauf an den internationalen Finanzmärkten im Zuge der Corona-Pandemie, die Preise stiegen gar. Der Grund hierfür ist gemäss Experten relativ simpel: die Furcht vor Lieferengpässen.
Kaffeeimporteure in einigen der grössten Abnehmerländer füllen derzeit ihre Lagerbestände auf und ziehen Bestellungen um bis zu einem Monat vor. Sie wollen so Engpässe vermeiden, falls die weltweiten Lieferketten durch Coronavirus-Sperren unterbrochen würden.
«Wir hatten Anfragen von Käufern aus allen wichtigen Ländern, den USA, Japan oder auch Deutschland.» Das sagte der Chef eines grossen brasilianischen Kaffeeexporteurs am Montag zu Reuters. Alle grossen Röster wollten ihre Bohnen möglichst schnell im Lager haben, «nur für den Fall der Fälle.»
Grosse Ernte erwartet
Und das Problem der eingeschränkten Frachtkapazitäten dürfte sich noch verschärfen, wenn Ende April die Erntesaison einsetzt. Das sagte Santosh Brivio, Ökonom bei der Migros Bank. Für Brasilien werde die grösste Ernte aller Zeiten prognostiziert. Bereits jetzt gibt es Diskussionen um mögliche Verzögerungen bei der Verladung von der Ware in Brasiliens Häfen.
Und nicht nur mögliche Lieferengpässe bereiten der Branche sorgen. Die Produzenten zeigten sich auch im Hinblick auf die anstehende Erntesaison besorgt, erklärt Brivio. Denn die Einschränkungen im Zusammenhang mit der Pandemie könnten zu einem Arbeitskräftemangel führen.
Zwar seien beispielsweise in Kolumbien Kaffeebauern von den verordneten Quarantänemassnahmen befreit. Rund 150'000 Arbeiter unter Einhaltung der vorgeschriebenen Hygienestandards unterzubringen und einzusetzen, sei jedoch enorm schwierig.
Leute trinken Kaffee im Homeoffice
Hinzu kommt, dass der Kaffeekonsum kaum sinken dürfte. Peter Harf, Verwaltungsratspräsident der JAB-Holding, die hinter Kaffeemarken wie Jacobs steht, sagte kürzlich: «Die Leute sitzen wegen Corona zu Hause, langweilen sich und trinken Kaffee».
Wie es mit den Kaffeepreisen nun tatsächlich weitergeht, wird wohl davon abhängen, wie stark die Coronakrise Ernte und Logistik beeinträchtigt. Die Prognose der Commerzbank etwa lag gemäss Analystin Michaela Helbing-Kuhl beim Arabica bisher auf 115 US-Cent je Pfund per Jahresende. Doch überarbeite man diese Schätzung gerade. «Die Risiken liegen derzeit eher auf der oberen Seite», sagte Helbing-Kuhl.
Ökonom Brivio ergänzt: «Eingeschränkte Frachtkapazitäten bei drohendem Erntehelfer-Mangel. Das Umfeld dürfte für den Kaffeepreis unterstützend bleiben.» Letztlich – so viel ist gemäss den Branchenkennern klar – dürften die Märkte volatil bleiben. Dies, solange das Coronavirus die Welt in Atem hält.