Keine Amazonas-Abholzung: Darum ist Soja so wichtig für die Schweiz

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Basel,

Ohne Soja läuft in der Schweizer Fleischproduktion nichts. Dennoch: Regenwald wird dafür immer seltener abgeholzt. Probleme entstehen trotzdem.

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In Brasilien brennt Regenwald und Savanne. Brasilien ist nach den USA der grösste Soja-Produzent der Welt. 2015 produzierte das südamerikanische Land 100 Millionen Tonnen davon. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Soja-Anbau verursacht verschiedene Probleme. Die Schweiz ist vom Soja-Import abhängig.
  • Für die Anbauflächen in Brasilien wird immer seltener Amazonas-Regenwald gerodet.

Der Amazonas-Regenwald brennt so stark wie selten zuvor. Umweltschützer glauben, Bauern hätten die Feuer gelegt, um Acker- und Weideland zu gewinnen. Die gelockerten Bestimmungen von Präsident Jair Bolsonaro tun ihr Übriges.

Brasilien produziert riesige Mengen Soja sowie Rindfleisch. Die Nachfrage nach Soja hat sich in den letzten 40 Jahren verfünffacht. Der Anstieg folgt der gestiegenen Produktion von Tieren als Nahrungsmittel, sprich Fleisch. Drei Viertel der globalen Soja-Produktion wird für die Fütterung von Nutztieren verwendet.

WWF sagt: Soja-Anbau führt zu Umweltproblemen

«In Brasilien wird Soja oft grossflächig als Monokultur angebaut», erklärt Jonas Schmid von WWF Schweiz. «Dazu wird Wald in Landwirtschaftsland umgewandelt, was zu Umweltproblemen wie Wasserverschmutzung, Bodenerosion sowie eine abnehmende Artenvielfalt führt. Dazu kommen soziale Probleme, wie die Verdrängung von Kleinbauern oder indigenen Gruppen.»

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Bei einer reinen Bio-Landwirtschaft müsste mehr Soja in der Schweiz angepflanzt werden. - Pixabay

Zudem sei die Verwendung von Dünger direkt klimaschädigend. Dies auch in der Schweiz, da Schweizer Bauern durch das Soja-Kraftfutter mehr Tiere halten, als der Boden Gülle und Mist aufnehmen kann. Die Folge: Zu viel Stickstoff in unseren Böden.

Soja Netzwerk Schweiz sagt: Für Soja-Anbau wird kein Regenwald gerodet

Stefan Kausch vom «Soja Netzwerk Schweiz» erklärt: «In 10 Jahren haben die Branchenakteure in der Schweiz den Soja-Import auf ein nachhaltiges Niveau gebracht, die Abhängigkeit von Brasilien reduziert und den europäischen Soja-Anbau gefördert. In Europa gilt die Schweiz deshalb als vorbildlich.»

So hat sich beim Import-Soja der Anteil aus Brasilien in den letzten Jahren reduziert und beträgt noch gut die Hälfte. Grund: Die Schweizer Importeure wollen auf gentechnisch verändertes Soja verzichten, welches in Brasilien vermehrt angebaut wird. Mittlerweile wird über 40 Prozent des Sojas aus Europa bezogen.

Die Rodungen finden gemäss Kausch nicht mehr im Regenwald, sondern in der Savanne statt. «Seit 2006 existiert ein von der Wirtschaft und Non-Profit-Organisationen initiiertes Moratorium, welches die Abholzung im Amazonas stark eindämmt.»

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Die Brände werden durch die brasilianische Weltraumbehörde INPE genau erhoben und siebenmal täglich ausgewertet. Die Feuer lassen sich damit gut lokalisieren. - Screenshot INPE

Für Kausch ist Soja «eine der effizientesten landwirtschaftlichen Kulturpflanzen». Sie braucht für ihren hohen Eiweissgehalt verhältnismässig wenig Platz. Als Proteinbombe eignet sie sich deshalb ideal für die Schweine- und Geflügelfütterung. Und sie braucht im Gegensatz zu Mais wenig Dünger und Humus.

Fleisch nur noch als «nicht alltägliche Delikatesse»

Doch: «In der Schweiz fehlt es an klimatischen und topografischen Voraussetzungen für Soja.» 85 Prozent der Tiere wird mit einheimischem Gras, Heu und Getreide – nur 15 Prozent macht das Kraftfutter aus. Ohne Soja aus Brasilien geht es dennoch nicht.

Jonas Schmid nimmt wahr, dass das Bewusstsein für diese Zusammenhänge wächst. «Dennoch führen Status, Gewohnheit, soziale Normen immer noch dazu, dass zu viel Fleisch konsumiert wird. Die Diskussion muss daher weitergeführt und der Wertewandel vorangetrieben werden. Fleisch soll noch verstärkt als nicht alltägliche Delikatesse wahrgenommen werden.»

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