Das Siemens-Debakel zeigt: Klima-Aktivisten können Unternehmen unter Zugzwang bringen. Zwar nicht sofort, aber auf die lange Frist. Ein Kommentar.
siemens protest adani
Aktivisten und Anhänger der Protestbewegung «Fridays for Future» stehen vor dem Siemens-Werk an der Huttenstrasse. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Technologiekonzern Siemens will an seiner Lieferung von Signaltechnik festhalten.
  • Trotzdem bringen die Klima-Demonstranten den deutschen Weltkonzern unter Druck.
  • Auch andere Unternehmen stehen am Klima-Pranger.
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Eigentlich ist der 19,4 Millionen schwere Auftrag eher klein für Siemens-Verhältnisse. Doch für den deutschen Grosskonzern wird er zum Fiasko. Denn der Technologiekonzern kann in seiner Position nur verlieren.

Beim Deal geht es um eine Lieferung von Signaltechnik für eine Zugstrecke. Also vordergründig ein klimaneutraler Auftrag. Nur: Diese Anlage kommt auf einer Strecke in Australien zum Einsatz, wo das indische Unternehmen Adani in Zukunft Kohle im grossen Umfang transportieren will.

Das sich im Aufbau befindende Kohlebergwerk zählt zu den grössten der Welt. Es soll jährlich bis zu 60 Millionen Tonnen der fossilen Energie fördern.

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Demonstranten protestieren gegen ein geplantes, riesiges Kohlebergwerk, das der indischen Industriekonzerns Adani errichten will. - dpa

Das Projekt wird von Umweltschützern seit Jahren bekämpft. Doch mit den aktuellen Buschbränden in Down Under ist der Kohleabbau erneut in den Fokus geraten. Die Kohle gilt als Hauptverursacher des weltweiten CO2-Ausstosses und gilt darum als Mitgrund für die globale Erwärmung.

Grosskonzerne am Pranger

Dass plötzlich Siemens am Pranger steht und nicht das für die meisten unbekannte Rohstoffhandelsunternehmen Adani, ist das Geschick der Klima-Aktivisten. Ihnen gelingt es, Grosskonzerne an den Pranger zu stellen und zu einer Reaktion zu zwingen. So stehen unter anderen auch die Credit Suisse oder Glencore am Klima-Pranger.

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Rund 60 Aktivisten demonstrieren am Sonntag, 12. Januar 2020 vor dem Hauptsitz von Glencore in Baar mit einem Trauerzug und einer Mahnwache fuer die Brandopfer von Australien. - keystone

Für Siemens heisst es: Entweder wird auf die Forderungen der Klima-Bewegung eingegangen und der Vertrag mit Adani aufgelöst. Dann aber wartet eine Strafe auf das Unternehmen und ein Reputationsschaden in Wirtschaftskreisen.

Oder aber man hält am Vertrag fest. Dann leidet das Klimaschutz-Image – Siemens will bis 2030 klimaneutral geschäften. So oder so: Das Prestige ist futsch.

Klima-Jugend hat Impact

Zwar konnte die «Fridays-for-Future»-Bewegung dieses Mal den Grosskonzern nicht zum Rückzug vom Auftrag zwingen. Siemens will weiter am Vertrag mit Adani festhalten.

Doch das Siemens-Dilemma zeigt: Die Klima-Jugend hat inzwischen einen grossen Impact. Ignorieren geht nicht mehr. Und das gilt selbst für Sport-Grössen wie Roger Federer. Auf die Kritik auf dessen CS-Engagement hat das Tennis-Ass prompt reagiert.

Er werde den Dialog zu seinem Sponsor suchen, erklärte er in einem Statement. «Ich bin den jungen Klima-Aktivisten dankbar, dass sie uns alle dazu zwingen, unser Verhalten zu überprüfen», so der 38-Jährige.

Roger Federer
Roger Federer liess der Nachrichtenagentur Reuters ein offizielles Statement zukommen. - Screenshot Twitter

Auch Siemens wird sich in Zukunft vor kritischen Aufträgen hüten und die Verträge genaustens prüfen.

Am 5. Februar treffen sich die Siemens-Aktionäre zur Hauptversammlung in München. Dann will auch «Fridays for Future» seinen Protest am Konzern weiterführen. Der Druck auf Siemens bleibt.

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