Kommen anstelle von AKWs jetzt Gaskraftwerke?

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Zürich,

Die BKW-Chefin schlägt vor, bei Versorgungsengpässen Gaskraftwerke einzusetzen. Die Schweizerische Energiestiftung (SES) hält dagegen.

Gaskraftwerk
Gaskraftwerke sollen die Lösung für Versorgungsengpässe sein. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • BKW-Chefin Suzanne Thoma hält Gaskraftwerke für eine gute Lösung.
  • Die SES verlangt stattdessen den Ausbau von erneuerbaren Energien.

Als erster Stromkonzern der Schweiz hat die BKW letztes Jahr ihr Atomkraftwerk in Mühleberg BE vom Netz genommen. Dafür gab es Applaus von Links-Grün.

Allerdings dürfte die Aussagen, welche Suzanne Thoma im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» gemacht hat, den Umweltschützern wenig gefallen: Die BKW-Chefin liebäugelt nämlich mit fossiler Energie.

Kernkraftwerk kernenergie
Auch gegen des AKW Mühleberg wurde heftig demonstriert. - Keystone

Zwar hält sie fest, dass Gaskraftwerke für die Grundlast keinen Sinn ergeben würden. Doch: «Ein Gaskraftwerk, das Versorgungsengpässe flexibel abdecken kann, wäre eine Lösung. Wir haben unsere früheren Pläne nicht weggeworfen.»

Gaskraftwerke verursachen mehr CO2 als AKW

AKWs sind teuer, der Ausstieg beschlossen. Allerdings ist unbestritten, dass die CO2-Bilanz gut. Viel besser als bei Gaskraftwerken, welche Erdgas verbrennen.

Florian Brunner von der Schweizerischen Energiestiftung (SES) hält darum wenig von dem Vorschlag der BKW-Chefin. Das Netto-Null-Klimaziel sei gleichbedeutend mit einer vollständigen Abkehr von fossiler Energie. «Um diese zu ersetzen, brauchen wir den Ausbau erneuerbarer Energien und keine Gaskraftwerke.»

Brunner hält fest, dass ohne AKWs und den Ausbau erneuerbarer Energien im Winter das Risiko eines Versorgungsengpasses ansteigen könne. Er schliesst sich darum der Empfehlung der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom an, jetzt erneuerbare Energien auszubauen.

Encavis
Den St. Galler Grünen geht der Ausbau der Solarenergie viel zu langsam. (Symbolbild) - dpa

«100 Prozent erneuerbar ist machbar, auch im Winter», sagt Brunner. Die Schweiz habe dank der Alpen gute Voraussetzungen. «Mit der Wasserkraft haben wir viele Speicher für den Ausgleich der erneuerbaren Energien.»

Kommt dazu: Die Schweiz hat mehr Grenzleitungen als alle anderen EU-Länder. «Wir sind faktisch die Stromdrehscheibe Europas, das ist schon heute hilfreich und wird es auch bleiben.»

Und welche erneuerbare Energie soll ausgebaut werden? Das grösste Potenzial sieht Brunner in der Solarkraft. «Auf Dächern, Fassaden und anderen Infrastrukturanlagen wie Perronüberdachungen, Staumauern und Lärmschutzwänden kann mehr Strom aus Fotovoltaik produziert werden, als die Schweiz verbraucht.»

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