Am Black Friday jubeln Konsumenten über billige Preise. Doch der Preiskampf zerstört den Fachhandel. Vielfalt verschwindet, Kompetenz ebenso. Ein Kommentar.
Black Friday
An Black Friday verzeichnen US-Detailhändler extrem viele Kunden in ihren Läden. Dieses Jahr wohl nicht. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Jeder zweite Händler der Schweiz macht bei Black Friday mit.
  • Viele Fachhändler können beim Billig-Trend nicht mithalten.
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Der Black Friday beweist, dass Geiz eben doch geil ist. Obwohl uns der kulturelle Bezug zum Schnäppchen-Tag aus Übersee gänzlich fehlt, macht heute fast jeder zweite Detailhändler mit. Die Kundschaft jubelt, der Handel bolzt Umsätze. Alle sind glücklich. 

Es herrscht Preiskampf im Detail- und Online-Handel. Der Black Friday ist dessen Höhepunkt. Händler verkaufen Ware teils weit unter dem Einkaufspreis, um die Kundschaft zufriedenzustellen. Listenpreise zahlt kaum noch jemand. Doch diese Billig-Mentalität verändert den Handel grundlegend.

Grossverteiler und Online-Händler können es sich leisten, Ware zu verkaufen, ohne kaum was daran zu verdienen. Sie machen dies mit hohen Stückzahlen wett. Anders sieht es im Fachhandel aus. Der ist auf eine höhere Marge angewiesen, weil er weniger absetzt.

Billig kommt gut an

Der Preis entscheidet, heisst es bei Microspot. Und das stimmt. Die Coop-Tochter wächst und wächst. Gleichzeitig geht es mit dem Fachhandel abwärts. Läden verschwinden und damit auch die Vielfalt. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit kam diese Woche die Meldung, dass das Foto-Fachgeschäft Foto Pro die Türen für immer schliesst. 90 Mitarbeiter stehen auf der Strasse.

Sicher, viele Fachhändler haben den Online-Trend verschlafen. Und vielen fehlte die Antwort auf den Billig-Trend. Dabei wäre sie offensichtlich: Fachkompetenz.

Die fehlt bei Händlern mit grosser Auswahl und tiefen Preisen oft. Eigentlich logisch: Niemand erwartet, dass ein Verkäufer über Spiegelreflex-Kameras, Kaffeevollautomaten und Hifi-Lautsprecher gleich gut Bescheid weiss.

Verschwindet der Fachhandel, muss sich der Kunde selbst informieren. Testberichte im Netz suchen, Foren durchstöbern, Halbwissen aufbauen: Für den Kauf eines Notebooks geht schnell ein Sonntagnachmittag drauf. Wir sparen zwar Geld, verlieren aber Zeit. Ob das besser ist?

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