Leere Wohnungen auf dem Land, Blasen-Risiko in Zürich
Die Hypothekarzinse sind rekordtief. Also wird gebaut. Doch oft nicht dort, wo Wohnungen gebraucht werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Leerstandsquote in der Schweiz liegt bei 1,7 Prozent.
- In den Städten ist die Quote deutlich tiefer.
- Die UBS warnt in der Stadt Zürich vor einer Immobilienblase.
In der Schweiz stehen 78'831 Wohnungen leer. Das sind rund fünf Prozent mehr als noch im Vorjahr. Wer jetzt glaubt, dass sich damit der Wohnungsmangel in den Zentren entschärft, der irrt.
Schweizweit liegt die Leerstandsquote bei 1,7 Prozent. Nicht aber in den Städten: In Basel stehen 0,95 der Wohnungen leer, in Bern 0,56 Prozent, in Lausanne 0,48 Prozent und in Zürich gar 0,15 Prozent.
In den Agglomerationen ist die Quote etwas höher, aber immer noch unter dem Schweiz-Schnitt. Weit über dem Mittelwert ist die Leerstandsquote teilweise abseits der grossen Städte. In Saint-Imier (BE) steht jede zehnte Wohnung leer, in Saxon (VS) sind fast acht Prozent der Wohnungen unbewohnt.
Das Problem ist nicht die Corona-Krise, sondern die tiefen Hypothekarzinse – ein Resultat der Billiggeld-Politik der Zentralbanken. Gemäss dem Vergleichsportal Comparis liegen die Zinsen für eine zehnjährige Festhypotheke aktuell bei rund einem Prozent.
Zinse seit Jahren im Sinkflug
Das ist ein redkordtiefer Wert, auch wenn der Abwärtstrend in den letzten Monaten an Fahrt verloren hat. Zur Erinnerung: 2013 lag der Richtzins für eine zehnjährige Festhypotheke bei rund 2,8 Prozent.
«Die Hypothekarzinsen werden auch in den kommenden Monaten auf tiefem Niveau stagnieren. Es fehlt unter anderem an Konkurrenzdruck für einen weiteren signifikanten Rückgang», sagt Comparis-Finanzexperte Frédéric Papp.
Pensionskassen und Versicherer haben in den letzten Jahren ihr Hypothekargeschäft teils aggressiv ausgebaut. Dadurch sind die Zinsen abgerutscht. Doch: «Banken offerieren mittlerweile ähnlich tiefe Hypothekarzinsen wie Pensionskassen oder Versicherer.»
Blasenrisiko in Zürich
Weil die Zinsen tief sind, steigen die Preise für Immobilien. Ganz extrem lässt sich diese Entwicklung in der Stadt Zürich beobachten. Dort sind in den vergangenen zehn Jahren die Immo-Preise um stolze 50 Prozent gestiegen. Die UBS reiht die Limmatstadt darum neuerdings in die Kategorie der Städte mit Blasenrisiko ein.
Denn die Analysten der Grossbank glauben, dass in den kommenden Quartalen die Zahlungsbereitschaft abnehmen dürfte. Grund ist die Corona-Krise: Durch die höhere Akzeptanz von Homeoffice dürfte die Bereitschaft sinken, viel Geld für eine Stadtwohnung zu zahlen.