Lobby wehrt sich gegen Kritik der Milchbauern wegen Swissmilk Green
Das neue Milch-Label «Swissmilk Green» ist unter Beschuss, auch von Bauern. Der Verband wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei «Swissmilk Green» erhalten Milchbauern für den Liter 3 Rappen mehr.
- Das dürfte die Situation der Bauern aber wenig verbessern.
- Gemäss der Branche könnte das Label die Exporte ankurbeln.
Mit «Swissmilk Green» hat die Branche einen neuen Standard lanciert. Man verspricht mehr Nachhaltigkeit und Bauern drei Rappen zusätzlich pro Liter Milch. Bereits heute wird 90 Prozent der Milch nach dem ab September gültigen Standard produziert.
Für die Stiftung für Konsumentenschutz ist das Label darum überflüssig. Der WWF hingegen kritisiert, dass die Nachhaltigkeits-Massnahmen zu wenig weit gingen, um den Namen «Green» zu verdienen.
Für die Branche wohl gewichtiger ist die Kritik aus Bauernkreisen. Werner Locher von der Milchproduzenten-Organisation Big-M stört sich darüber, dass Milchbauern von dem Label kaum profitieren. Der Milchpreis sei auch so noch zu tief, erklärt er.
«Kann es nicht allen recht machen»
Stefan Kohler hält dagegen. Er ist Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch (BOM), welche den Standard ins Leben gerufen hat. Man könne es eben nicht allen recht machen, sagt er zu Nau.
«Es ist mir bewusst, dass die 3 Rappen angesichts der schlechten Einkommenssituation in der viele Milchbauern stecken, nicht reicht.» Die Diskussion um einen kostendeckenden Milchpreis müsse an einem anderen Ort geführt werden.
Locher kritisierte auch, dass die Migros Anfang Juli den Einkaufspreis für die Milch um 2,5 Rappen gesenkt hat. Dadurch diene «Swissmilk Green» primär der Lebensmittelbranche, um sich profilieren zu können.
Dafür hat der BOM-Chef Verständnis: «Dass einzelne Milchverarbeiter im Juli Preissenkungen angekündigt haben, während die Marktsituation eigentlich günstig war und gleichzeitig auch unser Programm mit einer erwarteten Preiserhöhung zwei Monate später starten soll, hat uns sehr gestört.» Dass Migros jetzt im Zuge der von der BO Milch beschlossenen Richtpreiserhöhung ihre Preissenkung wieder rückgängig macht, sei aber als «einigermassen gutes Zeichen» zu werten.
Label gut für Export
Aktuell wird in der Schweiz 44 Prozent der Milchmenge verkäst. Davon wird mehr als ein Drittel exportiert. Kohler glaubt, dass «Swissmilk Green» die Nachfrage im Ausland ankurbeln könnte.
Zwar nicht bei traditionellen Käsemarken. Doch: «Schweizer Mozzarella im Ausland könnte sicher punkten, wenn man die nachhaltige Herstellung hervorhebt. Auch auf einer Schweizer Milchschokolade im Ausland könnte ich mir vorstellen, dass der Hinweis auf die garantiert nachhaltige Milch einen Mehrwert bedeutet.»