Magdalena Martullo-Blochers Kritik am Elektroauto ist unberechtigt
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Nationalrätin Martullo-Blocher kritisiert die Ökobilanz von E-Autos.
- Diesel-Autos würden zu Unrecht verteufelt, findet die EMS-Chefin.
Bei der Präsentation der Geschäftszahlen der EMS-Chemie holte Magdalena Martullo-Blocher zum Rundumschlag gegen Elektroautos aus.
Die Ökobilanz sei völlig fragwürdig, so die Firmenchefin und SVP-Nationalrätin: «Der Strom stammt aus Kohlekraftwerken und nicht wie die meisten Politiker meinen einfach aus der Steckdose». Kritik gibt es auch für Batterieproduktion, vor allem die Rohstoffgewinnung und Kinderarbeit.
Gleichzeitig wiederholt sie, was aktuell in Deutschland viele rechte Politiker erzählen: Der Diesel würde zu Unrecht verteufelt, die Politik würde die europäische Autoindustrie an die Wand fahren.
Autobranche mit Politik Hand in Hand
Was ist an den Vorwürfen der SVP-Politikerin dran? Natürlich fährt Deutschland nicht die eigene Autoindustrie an die Wand. Kein Hersteller baut nur Diesel-Motoren, alle deutschen Autobauer haben Benziner und alternative Antriebe im Sortiment. Darunter auch Elektroautos.
Dass die Politik den Autobauern Rahmenbedingungen stellt, ist weltweit gängig. Diese werden überall kontinuierlich verschärft. Allerdings ist die Politik nach wie vor mit der Autobranche sehr umsichtig, gerade im Autoland Deutschland.
Die Einführung einer Partikelfilter-Pflicht für Benzin-Direkteinspritzer hat die Autobranche erfolgreich um zehn Jahre herausgezögert. Dass Dieselautos giftige Stickoxide in die Luft blasen, war schon klar, als die Autobranche in den 90ern der Politik den Selbstzünder als Weltretter verkaufte. Doch (grosszügige) Grenzwerte kamen erst Jahre später.
Martullo-Blocher hat aber Recht, dass bei neuen Diesel-Motoren mit der neuen Euro6d-Temp-Abgasnorm der Stickoxid-Ausstoss reduziert wurde. Das erkennen sogar linke Umweltverbände an.
Kaum Kohlestrom in der Schweiz
Ihre Elektroauto-Schelte greift zu kurz. Wer in der Schweiz Strom tankt, kriegt kaum Kohlestrom. 62 Prozent unseres Stroms stammt aus erneuerbaren Energien, hauptsächlich Wasser. Der zweite grosse Brocken macht die Kernenergie aus.
Auch in der Herstellung sind E-Autos nicht so umweltschädlich wie angenommen. Die viel zitierte Studie, auf welche sich E-Auto-Gegner gerne stützten, stellte sich als falsch raus. Es stimmt, dass bei der Batterieproduktion viel Energie verbraucht wird. Allerdings deutlich weniger als angenommen.
Die Batterieproduktion wird zudem deutlich umweltfreundlicher, wenn der Strom dazu aus erneuerbaren Energien stammt. So wie dies Platzhirsch Telsa bis Ende Jahr machen will.
Kinderarbeit bei der Rohstoffherstellung von Lithium oder Kobalt ist Realität, hauptsächlich beim Kleinbergbau. Unbestritten gibt es hier Nachholbedarf. Vergessen sollte man aber nicht, dass Erdölförderung umstritten ist. Erdölkonzerne unterstützen Militärregimes, finanzieren Terror und zerstören die Umwelt.