Mangel an Mietwohnungen spitzt sich zu – Wohnkostenbelastung steigt
Der Wohnungsmangel in der Schweiz reisst nicht ab. Und ein Ende, so Experten, ist vorerst nicht absehbar.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut einer Studie hat das Wohnungsangebot 2022 weiter abgenommen.
- Grund ist unter anderem die rückläufige Bautätigkeit.
- Betroffen sind vor allem die Tourismusgemeinden.
In der Schweiz herrscht nach wie vor Wohnungsmangel. Dieser dürfte sich weiter zuspitzen, schreibt das Beratungsunternehmens Wüest Partner in seinem «Winter-Update 2022». Zudem dürften die Mieten steigen, genau wie die Kosten für den Kauf einer Immobilie.
Das Angebot an Wohnungen hat gemäss der am Dienstag veröffentlichten Studie im vergangenen Jahr 2022 weiter abgenommen.
Die Angebotsquote liege mittlerweile bei nur noch 4,7 Prozent nach 5,8 Prozent im Vorjahr. Eine solche Illiquidität sei seit 2013 nicht mehr beobachtet worden, so die Experten.
Dies sei unter anderem einer rückläufigen Bautätigkeit geschuldet. Besonders die Tourismusgemeinden bekämen die Spätfolgen der Zweitwohnungsinitiative mit voller Wucht zu spüren. Aber auch in den Grossstädten wie Zürich oder Genf sei das Angebot an Mietwohnungen sehr begrenzt. Hinzu komme ein starkes Bevölkerungswachstum. Die Bautätigkeit dürfte sich zudem nicht vor 2024 dynamischer zeigen.
Dieser Mangel an Mietwohnungen sowie die Inflation sorgten bereits 2022 für einen Anstieg der Mieten. Dieser Trend dürfte sich 2023 fortsetzen – Wüest Partner rechnet mit einem Plus bei den Angebotsmieten um 2 Prozent. Da auch der hypothekarische Referenzzinssatz angehoben werden dürfte, würden sich auch die Mieten in bestehenden Verträgen erhöhen.
Auch Erwerb von Wohnliegenschaften wurde massiv teurer
Auch der Erwerb einer Wohnliegenschaft sei im vergangenen Jahr erneut teurer geworden. So seien aufgrund höherer Hypothekarzinsen sowie der Preise die jährlichen Kosten für den Kauf eines mittelgrossen Einfamilienhauses von 31'400 auf nun 53'600 Franken gestiegen.
Diese Entwicklung habe die Nachfrage gedrückt, während die Zahl der inserierten Objekte im Aufwärtstrend sei. Und dies nicht aufgrund höherer Bautätigkeit, sondern weil gemäss Wüest Partner die Eigentümer ihre Immobilie so schnell wie möglich verkaufen wollen. Für 2023 wird noch ein geringfügiger Preisanstieg von 1,7 Prozent bei Einfamilienhäusern und 0,5 Prozent bei Eigentumswohnungen erwartet.
Bei Büroflächen kam es im vergangenen Jahr dank des boomenden Arbeitsmarktes insbesondere in den Grossstädten zu einer starken Nachfrage. Dies habe zusammen mit der tiefen Bautätigkeit zu einer historisch tiefen Marktliquidität und höheren Mieten geführt. Für 2023 sei jedoch eine Rückkehr zur Normalität am Arbeitsmarkt und damit ein sinkender Zusatzbedarf an Büros zu erwarten. Das Umfeld für Verkaufsflächen sei derweil besonders herausfordernd gewesen.
In einer Spezialstudie gehen Wüest Partner der Entwicklung der Wohnkostenbelastung nach. Diese sei nach einigen stabilen Jahren zuletzt wieder gestiegen. Dabei ist die relative Wohnkostenbelastung in den Grossstädten bei Einbezug der Pendelkosten sogar geringer als ausserhalb der Stadtgrenzen. Allerdings verfügen Haushalte ausserhalb der Zentren meist über deutlich mehr Wohnfläche.
Gerade Einpersonen- und Einelternhaushalte sähen sich mit einer hohen Wohnkostenbelastung konfrontiert. Zudem steigen in fast allen Regionen der Schweiz die Kosten an. Auch bei einem Wechsel der Wohnung steigen die Kosten aufgrund der teils signifikant höheren Marktmieten meist deutlich an. Daher dürfte es gerade für Arbeitnehmende im Niedriglohnbereich oder ohne Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, künftig noch schwieriger werden, eine erschwingliche Wohnung zu finden.