Maskenpflicht: Detailhändler schieben Verantwortung den Kantonen ab
Der BAG-Chef empfiehlt den Kantonen, eine Maskenpflicht zu prüfen. Doch die bewegen sich kaum. Und der Detailhandel wartet ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Das BAG empfiehlt eine Maskenpflicht in Einkaufsläden.
- Der Detailhandel orientiert sich an den Kantonen. Die sehen die Lage entspannter.
In anderen Ländern – etwa in Österreich oder Frankreich – ist sie Pflicht: Die Hygienemaske im Einkaufszentrum. Doch hierzulande ist es komplizierter.
Während des Lockdowns entschied der Bundesrat über die Corona-Massnahmen. Mittlerweile haben die Kantone das Zepter wieder übernommen.
Entsprechend sind die Regelungen nicht einheitlich. Aktuell gibt es eine Maskenpflicht in Supermärkten nur in den Kantonen Waadt und Jura.
BAG empfiehlt Maskenpflicht
Dieser Flickenteppich passt dem Bundesamt für Gesundheit offenbar nicht. Direktor Pascal Strupler schlug gestern den Kantonen vor, einheitliche Regeln zu prüfen. Darunter eine Maskenpflicht in Einkaufsläden oder gar allen öffentlich zugänglichen Räumen. «Die Situation ist ernst, wir müssen einen Gang hochschalten.»
Allerdings sehen die Kantone die Lage weniger dramatisch. Der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri sagte noch an der gleichen Pressekonferenz: «Es hat keinen Sinn, ganz strenge Massnahmen durchzusetzen, wenn es in einem Kanton fast keine Fälle gibt.» Ins gleiche Horn bläst eine Medienmitteilung der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren.
Eigentlich könnten die Detailhändler den Kantonen zuvorkommen. Doch das ist unwahrscheinlich.
Coop und Migros erteilen einer schweizweiten Maskenpflicht eine Absage. Man halte sich an die Vorgaben der Behörden, heisst es unisono.
Verband gehen generelle Maskenpflicht
Dagmar Jenni, Geschäftsführerin der Swiss Retail Federation, vertritt Händler wie Aldi, Lidl C&A und Dosenbach. Sie sagt: «Eine generelle Maskentragepflicht in den Läden – unbesehen der lokalen Fallentwicklung in jeweiligen Kanton – unterstützen wir momentan nicht.»
Der Detailhandel verfüge über gut funktionierende und bewährte Schutzkonzepte. «Die Massnahmen von Desinfektion, Abstand halten oder Kundenströme leiten scheinen gut zu funktionieren.»
Das zeigt auch eine Auswertung der Ansteckungsherden in den Kantonen. Die meisten Corona-Übertragungen gibt es innerhalb der Familie, viele Fälle werden importiert. Auch im Ausgang kommt es vermehrt zu Ansteckungen.
Trotzdem sind sich auch die Detailhandels-Vertreter bei der Maskenpflicht nicht ganz einig. Der Einkaufszentrum-Berater und ehemalige Glattzentrum-Chef Marcel Stoffel vom Swiss Council sagte gestern zu «10vor10»: «Wenn man ein sozialer Treffpunkt sein will, ist man auch in der Verantwortung, Schutzmassnahmen zu treffen. Ich denke, dass dort die Maske eine einfache Möglichkeit ist, sich zu schützen.»