Migros lanciert in Basel eine Roboter-Farm
Ab Sommer verkauft die Migros in Basel Gemüse, das von Robotern produziert wurde. Experten sehen hier aber kein Modell für die Zukunft.
Das Wichtigste in Kürze
- In Basel baut die Migros eine Farm, welche von Robotern betrieben wird.
- Damit sollen bis 90 Prozent Wasser gespart werden.
Hat der Erntehelfer bald ausgedient? Ein neues Migros-Projekt zeigt, wie Gemüseanbau ohne menschliches Zutun funktionieren kann.
In Basel entsteht aktuell die erste sogenannte Robotic Vertical Farm. Diese wird von der Migros Basel und dem Start-up Growcer entwickelt.
Ob Säen, Bewässern oder Ernten: Die Produktion wird von vollautomatischen Robotern übernommen. Die Farm kann ganzjährig Blattgemüse und Kräuter produzieren. Die Migros erklärt, dass man mit der Anlage «dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit und Regionalität nachkommt».
Migros hat den Wasserverbrauch massiv reduziert
Gemäss der Detailhändlerin kommt die Roboter-Farm komplett ohne Pestizide aus. Zudem wird der Wasserverbrauch um bis zu 90 Prozent reduziert. Und: Da sich die Beete stapeln lassen, entsteht auf einer Fläche von 400 Quadratmetern rund 1000 Quadratmeter Anbaufläche.
Noch ist die Anlage im Bau, im Frühling startet die Produktion. Erste Produkte sollen im Sommer im MParc Dreispitz erhältlich sein.
Vertical Farming steht für landwirtschaftliche Produktion in Städten. Gerade in Holland wird schon seit Jahrzehnten in geschlossenen Systemen pestizidfrei produziert.
Andreas Bosshard, Geschäftsführer der Denkfabrik Vision Landwirtschaft, begrüsst das Projekt grundsätzlich. Er hält es allerdings für fraglich, ob das System in der Schweiz über die Nische herauskommen wird.
«Die Produktionskosten dürften um ein Vielfaches höher sein als bei einem nachhaltigen pestizidfreien Anbau im Freiland. Oder in nachhaltig beheizten konventionell gebauten Treibhäusern.»
«Ist eher eine Marketing-Aktion»
Er glaubt auch, dass graue Energie die Ökobilanz «vermutlich stark» beeinträchtigen dürfte. Für Bosshard ist die Anlage darum «eher eine Marketing-Aktion als einen entscheidenden Beitrag an eine nachhaltige Gemüseproduktion in der Schweiz». Trotzdem würde diese Nischenproduktion die Diskussion hin zu einem nachhaltigeren Nahrungsmittelanbau anregen.
Bei Greenpeace hält man das Projekt für durchaus sinnvoll. «Wichtig ist jedoch, wie die Gebäude geheizt werden, hier sollte vorhandene Abwärme genutzt werden», so Landwirtschaftsexperte Philippe Schenkel.
Er hält fest, dass das Modell keine Revolution ist, da sich nur einige wenige Lebensmittel so anbauen lassen. «Für Kulturen, die grosse Flächen benötigen, sind solche Verfahren nicht tauglich. Der grösste Anteil der Kalorien wird entsprechend weiter von bodengebundener Landwirtschaft kommen.»