«National Enquirer» weist Bezos' Erpressungsvorwurf zurück
Das US-Boulevardblatt «National Enquirer» hat Vorwürfe einer Erpressung von Amazon-Chef Jeff Bezos zurückgewiesen.
Das Wichtigste in Kürze
- Anwalt spricht von «legitimer Verhandlung».
«Es ist absolut keine Erpressung», sagte Anwalt Elkan Abramowitz am Sonntag dem US-Sender ABC. Es habe sich vielmehr um eine «legitime Verhandlung» gehandelt. Bezos und der «National Enquirer»-Herausgeber American Media Inc (AMI), den Abramowitz vertritt, hätten ein Interesse daran gehabt, ihre «Differenzen» beizulegen.
Bezos hatte AMI am Donnerstag vorgeworfen, ihm mit einer Veröffentlichung intimer Fotos gedroht zu haben. Demnach forderte das Medienunternehmen von ihm, Ermittlungen über eine bereits publizierte Enthüllungsgeschichte über sein Privatleben zu stoppen und zu erklären, hinter der Veröffentlichung gebe es keine politischen Motive.
Der «National Enquirer» hatte im Januar über eine aussereheliche Affäre des reichsten Mannes der Welt mit der Nachrichtenmoderatorin Lauren Sánchez berichtet. Kurz zuvor hatten Bezos und seine Frau MacKenzie ihre Scheidung nach 25-jähriger Ehe angekündigt.
Bezos vermutet hinter dem Bericht des «National Enquirer» politische Motive: AMI-Chef David Pecker ist ein langjähriger Freund von US-Präsident Donald Trump - im Wahlkampf 2016 hatte er Trump bei der Abwicklung einer Schweigegeldzahlung an eine angebliche frühere Sexpartnerin - das frühere «Playboy»-Model Karen McDougal - geholfen.
Bezos wiederum ist Eigentümer der «Washington Post», die kritisch über Trump berichtet. Die «Washington Post» hat ausserdem sehr kritisch über Saudi-Arabien berichtet. Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman wird verdächtigt, die Ermordung des Journalisten und «Washington Post»-Kolumnisten Jamal Khashoggi angeordnet zu haben.
Am vergangenen Donnerstag verwies Bezos auf die Nähe zwischen AMI zu Trump und zu Saudi-Arabien - und machte deutlich, dass er politische Motive hinter der «National Enquirer»-Geschichte vermutet. Der 55-jährige Multimilliardär beauftragte Privatdetektive herauszufinden, wie es zu der Enthüllung kommen konnte und ob politische Motive dahinter stecken.
«Ich denke, Bezos und AMI hatten Interesse daran, ihre Differenzen beizulegen», sagte AMI-Anwalt Abramowitz am Sonntag auf ABC. «Bezos wollte nicht, dass eine andere Geschichte über ihn geschrieben wird oder diese Fotos veröffentlicht werden. AMI wollte nicht die Verleumdung gegen sich, vom Weissen Haus, von Saudi-Arabien oder von der 'Washington Post' inspiriert worden zu sein.»
Wer dem «National Enquirer» die privaten Textnachrichten und Fotos von Bezos zugespielt hat, wollte Abramowitz nicht sagen. Die Quelle sei aber «verlässlich», versorge das Blatt bereits seit sieben Jahren mit Informationen und sei sowohl Bezos als auch dessen Geliebter bekannt. «Ich kann Ihnen sagen, dass es weder Saudi-Arabien noch Präsident Trump noch (der Trump-Vertraute) Roger Stone waren.»
Medienberichten zufolge wird Sánchez Bruder verdächtigt, dem «National Enquirer» die Informationen zugesteckt zu haben. Michael Sánchez ist Trump-Anhänger und zudem Freund von Politikberater Stone. Stone steht seinerseits unter anderem im Verdacht, Kongressuntersuchungen zu der Affäre um die russischen Einmischungen in den US-Wahlkampf 2016 behindert zu haben. Er ist gegen eine Kaution von 250.000 Dollar (220.000 Euro) auf freiem Fuss und weist alle Vorwürfe von sich.
AMI hatte bereits versichert, sich in der Berichterstattung über Bezos an die Gesetze gehalten zu haben. Dennoch habe der AMI-Verwaltungsrat beschlossen, die vom Amazon-Chef vorgebrachten Anschuldigungen «zügig und gründlich» zu untersuchen, erklärte das Unternehmen am vergangenen Freitag.