«New York Times» macht Pulitzer-Preisträger zum Chefredakteur
Die «New York Times» hat einen neuen Chefredakteur. Er wird künftig die Redaktion mit rund 1700 Mitarbeitenden führen.
Das Wichtigste in Kürze
- Joe Kahn ist neuer Chefredakteur der «New York Times».
- Er ist bereits seit 2016 in der zweitwichtigste Position der Redaktion.
Die «New York Times» ernennt einen früheren China-Korrespondenten und Pulitzer-Preisträger mit einem Vierteljahrhundert Erfahrung im Unternehmen zum neuen Chefredakteur.
Der 57-jährige Joe Kahn soll von Juni an auf den 65 Jahre alten Dean Baquet folgen, dessen achtjährige Amtszeit endet. Das teilte die «New York Times» heute Dienstag in New York mit.
Kahn werde künftig eine Redaktion mit rund 1700 Mitarbeitenden führen, hiess es weiter – die grösste in der Geschichte der 1851 gegründeten Zeitung.
Kahn bekleidete seit 2016 als geschäftsführender Chefredakteur die nach Baquet zweitwichtigste Position in der Redaktion der «Times», eine damals nach einer Pause wieder eingeführte Rolle. In diese Zeit fällt die Weiterentwicklung des Titels hin zu einem breiten Angebot von Podcasts über Videoformate bis hin zu Spielen.
Mehr Online, weniger Papier
Neben dem Tagesgeschäft habe Kahn dabei die wachsende Bedeutung der Online-Aktivitäten mitgestaltet, weg vom traditionellen Geschäft einer Tageszeitung. Dabei trieb er laut Angaben der «Times» unter anderem den Ausbau von Breaking-News-Berichterstattung und Bild-Angeboten sowie die internationale Expansion des Titels voran.
Kahn studierte Amerikanische Geschichte an der Elite-Universität Harvard und hatte Ende der 1980er-Jahre begonnen, aus Peking zu berichten. 1994 gewann er bei den «Dallas Morning News» als Teil eines Teams für Berichte über weltweite Gewalt gegen Frauen seinen ersten Pulitzer-Preis, die weltweit wichtigste Auszeichnung für Journalisten. Er stiess 1998 zur «New York Times» und erhielt für seine Berichterstattung über das Justizsystem des Landes im Jahr 2006 zusammen mit Jim Yardley seine zweite Pulitzer-Auszeichnung. 2008 kehrte er aus Asien nach New York zurück.
Zehn Millionen Digital-Abos
Baquet hatte acht Jahre lang als erster Schwarzer die Redaktion der «New York Times» geführt und war auf Jill Abramson gefolgt, der ersten Frau in dieser Rolle. In seine Amtszeit fiel unter anderem der Ausbau von rund 966'000 Digital-Abonnenten Anfang 2014 auf aktuell rund zehn Millionen Abos – viele davon aber auch für Angebote wie Kreuzworträtsel oder Kochrezepte. Kahn gilt laut Angaben der Zeitung intern als einer von Baquets engsten Vertrauten. Dieser machte zunächst keine Angaben zu weiteren Karriereplänen.