Nur 40 Prozent der Schweizer KMU bilden Lehrlinge aus

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Bern,

Viele Schweizer Unternehmen haben gar keine Lehrlinge mehr. Gründe dafür gibt es mehrere – beispielsweise fehlt oft das nötige Personal.

Lehrling
Ein Lehrling bei der Arbeit. Die Ausbildung erfordert Zeit und Personal. Das haben die Unternehmen nicht immer. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein grosser Teil der Schweizer KMU muss auf die Ausbildung von Lehrlingen verzichten.
  • Gründe gibt es mehrere – ein wichtiger Faktor ist der Mangel an Zeit und Personal.
  • Es gibt aber auch Unterschiede zwischen den Branchen.

Die Berufslehre hat in der Schweiz eigentlich einen guten Ruf. Doch diese Art von Ausbildung bringt für die Unternehmen auch grosse Herausforderungen mit sich.

Zum einen ist es für viele Firmen oft schwierig, die Plätze zu besetzen. Gerade bei handwerklichen Betrieben bleiben die Stellen oft lange offen.

Dazu kommt, dass es auch mit Aufwand verbunden ist, überhaupt eine Lehrstelle anbieten zu können.

Unternehmen fehlen oft die Ressourcen für Lehrstellen

Vor allem viele kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) verzichten deshalb darauf. Das zeigt eine neue Umfrage des Versicherers Axa, dessen Resultate «Arcinfo», der «Liberté» und dem «Nouvelliste» vorliegen.

Demnach bilden nur 40 Prozent der KMU in der Schweiz Lehrlinge aus. Sprich: Mehr als die Hälfte tut dies nicht.

Wie aus der Umfrage hervorgeht, gibt es dafür mehrere Gründe. Beispielsweise geben viele Betriebe an, schlicht nicht die nötigen Voraussetzungen für eine Lehre zu haben. Das heisst, dass keine Berufsbildung zu ihren unternehmerischen Aktivitäten passt.

Dazu kommt der Mangel an Ressourcen. Etwa ein Drittel der befragten Firmen gibt an, nicht die nötige Zeit oder die nötigen Qualifikationen zu haben. Wie die Westschweizer Medien schreiben, hätten die meisten KMU in der Schweiz weniger als fünf Mitarbeiter. Da noch Zeit für einen Lehrling zu finden, ist schwierig.

Viele KMU finden auch keine Lehrlinge

Ein weiterer Grund, der genannt wird, ist die Schwierigkeit, Lehrstellen zu besetzen. Etwa ein Siebtel der Firmen gibt an, bereits versucht zu haben, einen Lehrling zu finden. Das sei aber nicht gelungen.

Das Institut Sotomo hat die Umfrage im Auftrag von Axa durchgeführt. Dessen Direktor Michael Hermann betont, dass es Unterschiede zwischen den Branchen gebe.

Hast du eine Lehre gemacht?

Im verarbeitenden Gewerbe setzen die Unternehmen demnach häufiger auf Lehrlinge: «Die Berufe dort basieren häufiger auf einer Berufsausbildung als im Dienstleistungssektor.» Gleichzeitig haben diese Unternehmen am meisten Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung.

Der Personalmangel ist bei KMU ohnehin ein Problem. Über die Hälfte hat Mühe, vakante Stellen zu besetzen. Viele müssen auf flexiblere Arbeitszeiten oder Homeoffice ausweichen. Die Viertagewoche ist derweil bei der Mehrheit der Unternehmen unbeliebt.

Kommentare

User #7000 (nicht angemeldet)

Der junge Mitarbeiter auf dem Bild, könnte auch als Model durchstarten. Falls Plan A nicht hinhaut, ab zum B-Vorschlag.

User #5935 (nicht angemeldet)

Solange die Berufslehre unattraktiv gemacht wird weil es da keinen "Bachelor" oder "Master" gibt und es ja "nur" eine Lehre ist, ist es kein Wunder wenn keine Lernenden gefunden werden. Zuerst muss es im Bewusstsein der Bevölkerung und vorallem der Politiker:innen angekommen sein, dass gerade die handwerklichen Berufe um einiges wichtiger sind als all die akademischen, rein theoretischen Ausbildungen. Aber solange die Politik die Berufslehre schwächt, weil ja nur noch "höhere" Ausbildungen was gelten...

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