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Bell: Lehrlinge erhalten jetzt mehr Lohn, GA und Fitness-Abo

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Basel,

Bell erhöht die Löhne seiner Lehrlinge massiv und bietet zusätzliche Anreize. Damit will der Fleischverarbeiter das Nachwuchsproblem beseitigen.

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Bell verbessert die Arbeitsbedingungen für ihre Metzger-Lehrlinge. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bell erhöht Lehrlingslöhne um 30 Prozent und bietet eine zusätzliche Ferienwoche.
  • Das hat Erfolg: Acht junge Menschen beginnen ihre Metzgerlehre hier im August.
  • Im nächsten Jahr könnten die Lehrlingslöhne sogar weiter steigen.

Je nach Branche bleibt die Suche nach Lehrlingen weiterhin harzig. Um attraktiver für potenzielle Auszubildende zu sein, haben verschiedene Branchen und Unternehmen unterschiedliche Ansätze entwickelt. Besonders gefordert sind jene Bereiche, deren Berufe bei jungen Menschen weniger beliebt sind.

Einer dieser weniger begehrten Berufe ist der des Metzgers – körperlich anstrengend und mit frühen Arbeitszeiten verbunden. Und: Wenig prestigeträchtig.

Um den Beruf wieder attraktiver zu machen, hat der Fleischverarbeiter Bell die Löhne seiner Lernenden angepasst und sie denen von Coop gleichgestellt.

Könntest du dir vorstellen, als Metzger zu arbeiten?

Das berichtet die «Basler Zeitung». Heisst: Die Lohn-Erhöhung bei der Coop-Tochter beträgt damit rund 30 Prozent!

Im ersten Lehrjahr beträgt der Lohn nun 1000 Franken und steigt jedes Jahr um weitere 200 Franken. Doch damit nicht genug: Zusätzlich erhalten die Auszubildenden eine Ferienwoche. Die Lehrlinge haben somit neu sieben statt sechs Wochen Ferien.

Zusätzlich erhalten sie ein SBB-Generalabonnement und ein Abonnement bei der Coop-Tochter Update Fitness.

Das zeigt Erfolg: Im August werden acht junge Menschen ihre Metzgerlehre bei Bell beginnen – mehr als im Vorjahr.

Bell plant weitere Massnahmen

Doch eigentlich könnte der Fleischverarbeiter jedes Jahr 15 Ausbildungsplätze anbieten. Für das Jahr darauf will er deshalb weitere Massnahmen umsetzen. Der Lohn könnte dabei weiter ansteigen.

Der frühere Bell-CEO Lorenz Wyss wollte den Lehrlingslohn im vergangenen Jahr sogar noch weiter hochschrauben als nun umgesetzt. Im ersten Lehrjahr würde demnach eine Person 2000 Franken, im zweiten 3000 Franken und im dritten 4200 Franken verdienen.

Juso jubelte über Lohnerhöhungen für Lehrlinge

Der damalige Juso-Präsident Nicola Siegrist sagte damals gegenüber Nau.ch: «Ich begrüsse es sehr, dass das Unternehmen bessere Löhne bezahlen möchte!»

Der Zürcher Kantonsrat fordert, dass andere Unternehmen «unbedingt» nachziehen sollen. «Es braucht einen Mindestlohn für Lernende, damit sie endlich fairere Löhne erhalten», sagte Siegrist damals.

SVP-Nationalrätin kritisierte Lohnerhöhung

Skeptischer zeigte sich die Thurgauer SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr. Sie führt mit ihrem Mann ein Stahl- und Metallbauunternehmen in Romanshorn TG, das auch Lernende ausbildet.

Mit der Lohnerhöhung setze man Fehlanreize, kritisierte sie bei Nau.ch.

«In erster Linie muss der gewählte Beruf mit den Fähigkeiten und Interessen übereinstimmen», so Gutjahr.

Diana Gutjahr SVP
Diana Gutjahr findet, dass Bell Fehlanreize schafft, wenn das Unternehmen die Lehrlingslöhne erhöht: «Der innere Antrieb ist zentral.» - keystone

Gutjahr betonte zwar, was der Fleischverarbeiter Bell mache, sei sein gutes Recht. Aber das Unternehmen müsse bedenken, dass es der Branche unter dem Strich eher schade: «Wer will denn sonst noch bei einer anderen Firma eine Lehre in diesem Bereich machen?», fragt Gutjahr.

Dazu komme, dass diese Massnahme nichts am «inneren Antrieb» verändere, der bei der Berufswahl zentral sei. Vielmehr steigerten Weiterbildungsmöglichkeiten die Attraktivität eines Berufs.

Streit um intrinsische Motivation

«Gemeinsam etwas erlernen und Gelerntes als Oberstift weitergeben, das macht stolz», so Gutjahr damals. «Stolz kann nicht monetär abgegolten werden.»

Nicola Siegrist Juso
Der ehemalige Präsident der Juso Nicola Siegrist. - keystone

Ex-Juso-Chef Siegrist entgegnete damals: «Intrinsische Motivation in Ehren, aber schlussendlich zählt auch, ob man die Rechnungen bezahlen kann oder nicht.»

Ausserdem komme über die Bezahlung die Wertschätzung des Arbeitgebers gegenüber seinen Angestellten rüber. «Selbstverständlich muss aber gleichzeitig auch die Ausbildung punkto Betreuungsverhältnis und Lernzeit verbessert werden, das schliesst sich gegenseitig nicht aus.»

Kommentare

User #3297 (nicht angemeldet)

Und dann wollen die Lehrlinge wärend der Ausbildung doch nur noch 60-80% arbeiten. ..... Kommt doch gut, in Zeiten von Fachkräftemangel. 2 Tage Schule, und ok, ein Tag Arbeit, so sollen es Fachkräfte geben. Alle wollen ein Job, doch keiner will arbeiten.

User #2815 (nicht angemeldet)

Nicht mehr Anreize, sondern mehr Respekt und Anstand. Und das überall in der Arbeitswelt.

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