Nützt Carsharing der Umwelt gar nichts?
Eine Studie aus Deutschland zeigt: Für die Umwelt lohnt sich Carsharing kaum. In der Schweiz sieht das Bild anders aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut einer Studie verfehlt Carsharing das Ziel, den Verkehr nachhaltiger zu machen.
- Der VCS sieht beim Carsharing durchaus Umweltvorteile.
Statt ein eigenes Auto zu kaufen, wird die Karre geteilt. Carsharing nennt man das auf Neudeutsch. Die Idee: Weniger Fahrzeuge auf den Strassen und dadurch mehr Umweltschutz. Doch geht die Rechnung auf?
Die zehnjährige Erfahrung in Deutschland zeigt: Die Umweltvorteile halten sich in Grenzen. Noch 2011 ging man davon aus, dass ein Carsharing-Fahrzeug acht bis zehn Privatautos ersetzten könnte. Alleine in Berlin wäre das mit der aktuellen Flotte von rund 5000 Autos zwischen 40'000 und 50'000 private Fahrzeuge. Doch die Zulassungszahlen haben sich kaum verändert.
Eine neue Studie des Unternehmensberater AT Kearney bestätigt das Bild. Zwar könnten die geteilten Autos in Deutschland theoretisch zwei Millionen private Autos ersetzten. Allerdings nur, wenn alle potenziellen Kunden vom eigenen Auto auf Sharing-Dienste umsteigen. Ein wenig wahrscheinliches Szenario.
Kein vollwertiger Auto-Ersatz
Carsharing werde vor allem als zusätzliche Option, weniger als vollwertiger Ersatz für das eigene Auto gesehen, so die Studienautoren. Kommt dazu: Weil die Anbieter sich mit Dumping-Preisen gegenseitig unterbieten, würden manche Nutzer vom öV oder Taxi auf das geteilte Auto umsteigen. Das Fazit: «Carsharing verfehlt damit das von der Politik verfolgte Ziel, nachhaltigen Verkehr in den Städten zu stärken.»
Doch gelten die Erkenntnisse auch für die Schweiz? Statt mehreren Anbietern wird hierzulande der Markt von einem Player dominiert: Der Zuger Genossenschaft Mobility. Und diese sieht sehr wohl einen Umweltvorteil: Laut eigener Rechnung haben Mobility-Kunden letztes Jahr 23'500 Tonnen CO2 eingespart hat. Das entspricht 666'000 Autofahrten von St. Gallen nach Genf.
Warum in der Schweiz Carsharing für die Umwelt einen positiven Effekt hat, erklärt Anette Michel, Projektleiterin Verkehrspolitik beim Verkehrs-Club der Schweiz: «Für Mobility-Kunden der Zug das wichtigste Verkehrsmittel. Und sie fahren deutlich weniger Auto als andere.»
Sie stellt klar, dass auch hierzulande wegen Carsharing einige Fahrten unternommen werden, auf die ohne das System verzichtet worden wäre. «Dieser negative Effekt scheint jedoch längst dadurch aufgewogen zu werden, dass Carsharer auf eigene Autos verzichten und stärker auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel setzen als andere.»
Die öV-freundliche Verband befürwortet darum Carsharing. Trotzdem: «Der VCS empfiehlt aus Umweltgründen, wann immer möglich auf ein Auto zu verzichten.»