Pest und Corona lassen Schweinefleischpreise steigen
Durch die Schweinepest und die infolge von Corona entstandenen Logistikprobleme sind die Preise für Schweinefleisch in die Höhe geschossen.
Das Wichtigste in Kürze
- Weltweit steigen die Preise für Schweinefleisch.
- Schweizer Produzenten und Konsumenten spüren davon aber wenig.
Auf den Weltmärkten sind die Preise für Schweinefleisch in die Höhe geschossen. Gründe sind die Schweinepest und Logistikprobleme infolge von Corona. Schweizer Produzenten und Konsumenten spüren davon aber wenig.
Ob Würstchen, Schnitzel oder Hackfleisch: Trotz des Trends hin zu vegetarischen Alternativen ist das Schwein vom Teller noch lange nicht verschwunden. Der Pro-Kopf-Verbrauch in der Schweiz zum Beispiel lag 2019 gemäss den Daten der Branchenorganisation Proviande bei über 21 Kilogramm.
Schweinefleisch ist also «Big Business». Doch der Weltmarkt wird derzeit durchgeschüttelt. Nachdem die Preise nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) im August 2018 in China heftig stiegen, sorgt nun das Coronavirus für weitere Turbulenzen.
Bestand in China um rund die Hälfte eingebrochen
Die Schweinepest in China liess den dortigen Bestand um rund die Hälfte einbrechen. Um seinen riesigen Bedarf zu decken – jedes zweite Schwein der Welt wird in China verspeist – gingen die Importe und damit auch die Preise durch die Decke. Im Oktober 2019 haben sich die Preise nach Angaben der chinesischen Statistikbehörde im Jahresvergleich mehr als verdoppelt.
Dazu kommt, dass sich die für die Tiere tödliche Seuche auch in weiteren Ländern ausbreitet. Weltweit sind zahlreiche Länder betroffen, unter anderem Südkorea, Namibia, Polen oder Bulgarien.
Zudem sind nun auch in Deutschland erste Fälle der Schweinepest bei Wildschweinen nachgewiesen worden. Prompt sehen sich deutsche Bauern bereits mit ersten Preiseinbrüchen sowie Exportverboten konfrontiert. Für den Weltmarkt bedeutet allerdings jeder weitere Ausbruch eine Verknappung des Angebots und somit weitere Preissteigerungen.
Verlust von rund 120 Millionen Tieren
Durch den Ausbruch des Coronavirus wurde die weltweite Situation nochmals angespannter. Denn die Bestände in China erholen sich mittlerweile zwar leicht, einen Verlust von rund 120 Millionen Tieren zu ersetzen, dauert aber seine Zeit. Durch die Abriegelung ganzer Städte und die Schliessung vieler Betriebe, um das Coronavirus einzudämmen, sanken die Produktionszahlen aber wieder und die ohnehin noch knappen Fleischvorräte im Land der Mitte kamen unter Druck.
Die Verbreitung des Virus um die ganze Welt verbunden mit zahlreichen Lockdowns verschärfte die Lage weiter. Die Kapazitäten der Häfen sind eingeschränkt, der weltweite Handel läuft nicht mehr so rund wie vor der Krise. Zusätzlich sorgte die Schliessung eines Schlachtbetriebs von Tönnies in Deutschland wegen eines Corona-Ausbruchs bei den Arbeitern für eine weitere Verknappung – und eine Menge Diskussionen allgemein um die Arbeitsbedingungen in der Branche.
Bis sich die Lage wieder normalisiert, wird es entsprechend dauern. Die EU schätzte noch vor Ausbruch der Coronakrise, dass bereits die Verbreitung der Schweinepest zu starken Verwerfungen auf dem Markt und zu grossen Unsicherheiten für die weitere Entwicklung führen werde. Wie nun die Entwicklung mit der zusätzlichen Belastung durch Covid-19 sein wird, ist nochmals schwerer vorherzusagen.
Markt und Preise in der Schweiz stabil
Die Schweizer Konsumenten und Produzenten können der Entwicklung gelassen zuschauen. Die Schweiz ist nämlich eine Schweinefleisch-Insel. «Markt und Preise sind stabil, der Inlandsanteil liegt bei rund 93 Prozent», kommentiert der Verband Swissporcs.
Generell gehen Experten aber davon aus, dass durch die Preissteigerungen sowie aktuelle Themen wie der Klimawandel oder Ethikdiskussionen um das Tierwohl die Suche nach Fleisch-Alternativen verstärkt wird. In vielen Ländern Asiens steigt zwar der generelle Fleischkonsum noch an, in Europa ist er allerdings seit einiger Zeit rückläufig.
Auch in der Schweiz lag der Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr 2019 um 1,5 Prozent unter dem Vorjahr. Ob nun durch Corona oder die Schweinepest - der Markt wird sich in den nächsten Jahren deutlich wandeln.