Profitiert Schweizer Börse Six von Börsenäquivalenz-Aufhebung?
Das Wichtigste in Kürze
- Die EU hat entschieden, die Börsenäquivalenz am Sonntag auslaufen zu lassen.
- Die Schweizer Börse SIX könnte von diesem Entscheid profitieren.
Am Sonntag läuft die Anerkennung der Börsenäquivalenz aus. Dieser Entscheid der Europäischen Kommission dürfte in Europas Finanzbranche wohl deutlichere Spuren hinterlassen als hierzulande. Die Schweizer Börse SIX könnte gar zum Nutzniesser werden.
Nachdem lange nicht klar war, ob die Börsenäquivalenz noch verlängert wird, liess sie die Kommission gestern Donnerstag dann doch fallen. Dies bestätigte Bundesrat Ignazio Cassis am Donnerstagabend im Radio SRF. Als Reaktion darauf aktiviert die Schweiz die von ihr geplanten Gegenmassnahmen.
In Finanzkreisen werden die von der EU und der Schweiz ergriffenen Massnahmen als «Schikane» angesehen, wie ein Börsianer erklärte. Die EU habe damit vor allem auch gegen die Interessen des eigenen Finanzsektors gehandelt.
Von der Vereinigung Schweizerischer Privatbanken (VSPB) in Genf gibt es derweil lobende Worte dafür. Mit dem Plan B des Bundesrats sei die EU-Äquivalenz obsolet, erklärte VSPB-Direktor Jan Langlo gegenüber AWP.
Bisher hatten Akteure aus Europa drei Möglichkeiten, um mit Schweizer Aktien zu handeln: Erstens an der SIX Swiss Exchange, zweitens auf den Börsenplätzen Europas und drittens auf weiteren von der EU anerkannten Börsen. Neu fällt die zweite Möglichkeit weg.
Schweizer Börse als Nutzniesser
Neu müssen europäische Banken und Finanzintermediäre für den Handel mit Schweizer Aktien auf die SIX ausweichen. Oder auf Börsen wie New York oder Singapur, das erklärte Langlo. Mit dem Wegfall der Äquivalenz dürften daher die Handelsvolumen an der Zürcher Börse gar zunehmen.
Dank der Reaktion des Bundesrats, dürfte die von der EU mit Blick auf das zögerliche Vorankommen in den Verhandlungen um ein Rahmenabkommen mit der Schweiz ergriffenen Sanktionsmassnahmen auf sie selber zurückfallen.
Und bei der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) ist man laut Communiqué vom Freitag überzeugt, dass die Schweizer Börse auch ohne die EU-Anerkennung für Schweizer Aktien der Referenzmarkt bleiben wird.
Europäische Finanzinstitute dürften also vor allem auf die SIX ausweichen. Im Euro Stoxx sind Titel wie Nestlé, Novartis oder Roche prominent vertreten.
Die meisten grossen europäischen Institute könnten so weiterhandeln wie bis anhin, erklärte ein Händler. Da sie bereits über eine Bewilligung für den Aktienhandel in der Schweiz verfügen. Und für alle anderen sei es ein Leichtes, eine solche Bewilligung zu erlangen.