Proviande wehrt sich gegen Schönfärberei-Vorwürfe
Grünen-Nationalrat Kilian Baumann wirft Proviande Schönfärberei und zu wenig Umweltschutz vor. Die Fleisch-Branche lässt dies nicht auf sich sitzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Biobauer und Grünen-Nationalrat Kilian Baumann hält Proviande-Werbung für «irreführend».
- Proviande hält fest, dass die Werbung alle Arten von Tierproduktion zeige.
Grünen-Nationalrat Kilian Baumann geht mit der Fleisch-Lobby hart ins Gericht. Im Interview mit Nau.ch sagt er: «Die Werbung von Proviande ist absichtlich irreführend und schadet uns Label-Fleischproduzenten.»
Der Bio-Rinderbauer wirft der Fleisch-Lobby Schönfärberei vor. «Die Bevölkerung erhält so das Gefühl, dass es um Tiermast hierzulande gutstehe und ist weniger bereit etwas zu verbessern.»
Das Bild mit der Kuh, welche draussen Gras frisst, treffe nicht überall zu: «Wird Fleisch für die Gastronomie produziert, leben die Rinder oft in Hallen, erhalten Mais und Kraftfutter und sehen nie eine Weide.»
«Zeigen alle Arten von Tierhaltung»
Baumann wird während der nächsten Session einen Vorstoss einreichen, um Proviande die Bundesgelder zu entziehen. Er findet, dass sich die Fleisch-Werbung nicht mit den Nachhaltigkeitszielen des Bundes vereinbaren lasse.
Der Fleisch-Verband will diese Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen. Die TV-Spots, Inserate und Plakate würden kein falsches Bild vermitteln, sagt Sprecherin Regula Kennel. «In der Werbung zeigt Proviande alle Arten von Tierhaltungen zur Fleischproduktion.»
Sie hält fest, dass man mit der Werbung für Schweizer Fleisch den «feinen Unterschied» in der Tierhaltung und Fleischproduktion gegenüber dem Ausland zeigen wolle. «Generisch für alle Fleischarten und für alle Haltungsarten und Labels.»
Proviande wird vom Bund mitfinanziert. Dieses Jahr erhält die Organisation 5,3 Millionen Franken. Gleichviel Geld stellt die Branche selbst für Marketing-Massnahmen zur Verfügung.
Absatzförderung per Verordnung definiert
Was passiert, wenn das Geld der öffentlichen Hand plötzlich fehlt? «Die Frage hat sich bis jetzt nicht gestellt. Es ist per Verordnung definiert, wofür Absatzförderungsgelder gesprochen werden», sagt Kennel.
Mit ein Grund, wieso Baumann Proviande die Bundesgelder entziehen will, ist das Importfutter – gerade in der Pouletmast. Das sei nicht standortangepasst, findet der grüne Nationalrat.
Kennel hält fest, dass das Mischfutter für die Poutetmast in der Schweiz hergestellt wird, aber 60 Prozent von dessen Zutaten importiert werden müssen. «Gründe sind die sinkende Futterproduktion und das Verfütterungsverbot von tierischen Proteinen.» Sie stellt aber klar, dass zwei Drittel des Mais und Weizens aus dem Anbau im nahen Ausland stamme.
Grundsätzlich sei die Tierhaltung hierzulande sehr standortangepasst, findet die Proviande-Sprecherin. 84 Prozent der Futtermittel werden in der Schweiz produziert, 16 Prozent werden importiert – vorwiegend Kraftfutter.
Kennel ergänzt: «In praktisch allen produzierenden Wirtschaftszweigen gehört es zum Standard, dass importierte Rohstoffe in der Schweiz veredelt werden – nur bei den Futtermitteln wird dies scharf kritisiert.»