Rausschmiss nach 35 Jahren: Vorwürfe gegen die SBB

Conradin Zellweger
Conradin Zellweger

Zürich,

Im Bahnhof Zürich Enge wurde ein Kopiergeschäft klammheimlich geschlossen und ein anderes Kopiergeschäft eröffnet. Der Besitzer des ehemaligen Kopierladens erhebt jetzt Vorwürfe gegen die SBB.

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Zürcher Bahnhof Enge gab es einen fragwürdigen Mieterwechsel.
  • Der langjährige Mieter Copy Quick fühlt sich übergangen.
  • Die SBB als Vermieterin schweigt zu den Gründen.

Die Sache sei «nicht ganz sauber» sagt Erwin Keller, Besitzer von Copy Quick Digital. 35 Jahre betrieb er ein Kopiergeschäft im Bahnhof Zürich Enge. Wegen einer angekündigten «Nutzungsänderung» wollte man ihm den Vertag nicht mehr verlängern. SBB Immobilien als Vermieter habe ihm gesagt, er passe nicht mehr in das Konzept. Die Copy-Quick-Filiale habe keine Chance auf eine Vertragsverlängerung.

Keller akzeptierte und gab den Shop auf. Dann der grosse Schock: Auf das alte Kopiergeschäft folgt ein neues Kopiergeschäft. Die Reiter Kunstverlag eröffnet einen Copyshop mit Papeterie. Keller fiel aus allen Wolken: «Ich finde das der absolute Hammer», so Keller. Nach 35 Jahren werde sein Laden durch eine anderes Kopiergeschäft ersetzt.

SBB schweigt zu den Gründen

Von Seiten SBB gibt man sich bedeckt: «Der bisherige Mieter hat sich entschieden, die Fläche einem Interessenten abzutreten.» Hintergrund seien «langfristige Nutzungsänderungen» am Bahnhof Zürich Enge. Darum werde die Fläche «nur noch temporär» vermietet, so die SBB. Überraschend: Der neue Copyshop hat laut dem Reiter Kunstverlag einen Vertrag über sieben Jahre bekommen.

Hier war der Copy Quick - bald öffnet hier das neue Kopiergeschäft.
Hier war der Copy Quick - bald öffnet hier das neue Kopiergeschäft. - nau

Keine Ausschreibung stattgefunden

Über die Gründe, warum man das neue Kopiergeschäft bevorzugt, will die SBB nichts sagen. Es sei zu keiner Ausschreibung gekommen. Der Nachfolgemieter wurde aus früheren Bewerbungen ausgewählt.

Walter Angst vom Mieterverband Zürich findet das Vorgehen der SBB in stossend. Rechtlich sei der SBB in diesem Fall jedoch kaum etwas vorzuwerfen. Die langfristige Nutzungsänderung sei hier sicher ein vorgeschobener Kündigungsgrund.

Copy Quick Digital betreibt eine weitere Filiale im Bahnhof Stadelhofen. Dort hofft Keller auf einen neuen Vertrag mit der SBB. Dieser sei ihm mündlich bereits zugesichert worden. Nau weiss: Auch der Reiter Kunstverlag will in den Bahnhof Stadelhofen. Gut möglich also, dass im Streit um Kopiergeschäfte in den Zürcher Bahnhöfen das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.

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