Reagiert die Schweizerische Nationalbank auf den Fed-Entscheid?
Die US-Notenbank Fed hat mit einer Erhöhung des Leitzinses auf die Inflation reagiert. Wächst nun der Druck auf die Schweizerische Nationalbank?
Das Wichtigste in Kürze
- Der Zinsschritt der US-Notenbank wird wenig Druck auf die SNB ausüben.
- Ein Experte der Zürcher Kantonalbank erwartet Massnahmen der SNB noch in diesem Jahr.
Um die hohe Inflationsrate in den USA zu bekämpfen, hat die Notenbank Fed am Mittwoch ihren Leitzins um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Das war die drastischste Erhöhung der letzten 22 Jahren. Damit steigt der geldpolitische Schlüsselsatz auf die neue Spanne von 0,75 bis 1 Prozent.
In der Schweiz liegt der Leitzins bereits seit Juni 2019 bei Minus 0,75 Prozent. Und seither lautet die Frage: Wann hebt die Schweizerische Nationalbank SNB diesen wieder an?
Prognose: Schweizerische Nationalbank reagiert noch in diesem Jahr
Die Entscheide aus Amerika üben gemäss Christian Brändli, Ökonom für Nordamerika der Zürcher Kantonalbank ZKB, kaum bis keinen zusätzlichen Druck auf die SNB aus. «Die SNB orientiert sich hauptsächlich an der Europäischen Zentralbank EZB.» Ausserdem sei die Aktion der Fed etwa in dieser Grössenordnung bereits erwartet worden.
Auch für die EZB sei im Moment hauptsächlich die Konjunktur und die Entwicklung in der Eurozone selber entscheidend.
Der Experte sagt eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank für den September voraus. Nach aktuellem Szenario würde die Schweizerische Nationalbank im Dezember nachziehen – also noch in diesem Jahr.
Steigende Börsen-Kurse trotz höheren Zinsen
Der jüngste Entscheid des US-Währungshüters hat an der Wall Street zu Gewinnen geführt. Der Leitindex Dow Jones gewann an diesem Tag 2,81 Prozent, der marktbreite S&P 500 sogar 2,99 Prozent.
«Dass die Börse mit steigenden Kursen reagierte, liegt daran, dass die Märkte eine gewisse Wahrscheinlichkeit für eine Erhöhung um 75 Basispunkte eingepreist hatten», erklärt Brändli. Doch dieser Befürchtung hat Fed-Chef Jerome Powell eine Abfuhr erteilt.
Mit seinen Aussagen habe er die Anleger beruhigt und für die nächsten Monate Stabilität in Aussicht gestellt: Die nächsten Zinsschritte werden gleichmässig mit 50 Basispunkten erfolgen. Damit habe er für die nächsten Monate einen vorhersehbaren Zinserhöhungspfad vorgezeichnet.
Es braucht weitere Zinserhöhungen gegen die Inflation
Doch das eigentliche Hauptziel, die Bekämpfung der Inflation in den USA, werde die Notenbank mit diesen Massnahmen nicht erreichen. «Dieser Zinsschritt reicht nicht aus, um die Inflation in den USA zu bekämpfen», so Brändli. «Die Fed muss noch weitere Zinsschritte liefern.»
Allerdings gebe es bereits Anzeichen, dass der Inflationspeak bereits erreicht sei. Hierfür sind aber vor allem Basis- und Normalisierungseffekte nach der Pandemie verantwortlich und weniger die bereits getätigten Zinserhöhungen. Die Auswirkungen der Zinsveränderungen zeigten sich meist ohnehin erst zwischen 12 und 18 Monate verzögert.