Ruag International verkauft Munitionsfabrik an Beretta
Die Munitionsfabrik der Ruag in Thun BE ist verkauft. Sie geht an einen Besitzer aus Italien.
Das Wichtigste in Kürze
- Beretta hat die Munitionsfabrik der Ruag in Thun BE gekauft.
- Alle Mitarbeiter der Sparte Ammotec werden übernommen.
Ruag International hat einen Käufer für seine Munitionsfabrik in Thun BE gefunden. Die Sparte Ammotec werde an die italienische Beretta veräussert, teilte der Rüstungs- und Raumfahrtkonzern heute Mittwoch mit. Es gebe eine Standortzusicherung für Thun. Alle Mitarbeiter würden übernommen.
Der Verkauf wird seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs in der Politik heftig diskutiert. Bundesrat Ueli Maurer stellte sich in der Fragerunde im Nationalrat der Kritik, vor allem aus der eigenen Partei. Im Fokus steht die Frage, ob sich die Schweiz durch den Verkauf nicht unnötig abhängig vom Ausland. Im Notfall könnte die nötige Munition hierzulande fehlen.
Maurer entgegnete, die Vorratshaltung sei in dieser Hinsicht wichtiger als die Herstellung. Ausserdem sei die Schweiz auch mit dem Erhalt der Ruag Ammotec nicht autark, da die Rohstoffe aus dem Ausland beschafft werden müssen. Er bekräftigte, diese Sparte könne allein durch den Verkauf im Inland nicht rentabel betrieben werden. Einen Verkauf ins Ausland sei wegen der Neutralität der Schweiz nicht möglich.
Verkauf nach Italien keine Überraschung
Der Verkauf nach Italien ist keine Überraschung. Mitte Februar hatte Beretta-Chef Pietro Gussalli Beretta gegenüber der «NZZ» sein Interesse an der Sparte Ammotec bestätigt: «Wir haben die Waffen, die Ruag die Munition. Überlappungen der Geschäfte gibt es keine.»
Nun ist der venezianische Produzent von leichten Feuerwaffen für Jagd, Sport und Verteidigung sowie Ferngläsern und Modeartikeln endgültig zum Handkuss gekommen. «Die Beretta Holding übernimmt alle 2700 Mitarbeitenden an sämtlichen Produktions- und Vertriebsstandorten. Die Beretta Holding hat sich verpflichtet, den Standort Thun mit rund 400 Arbeitsplätzen für mindestens fünf Jahre zu erhalten», teilte die Ruag am Mittwoch in einem Communiqué mit.
Keine Angaben zum Verkaufspreis
Über den Verkaufspreis sei Stillschweigen vereinbart worden, schrieb der Rüstungs- und Raumfahrtkonzern. Das Parlament in Bern hatte den Verkauf von Ammotec im vergangenen Herbst, wie vom Bundesrat vorgegeben, bestätigt.
Die Ammotec macht rund zwei Drittel des Gesamtumsatzes im zivilen Bereich mit Kleinkalibermunition für Jagd und Sport oder Komponenten für die Industrie. Zudem liefert die Sparte Kleinkalibermunition für Armeen und Gesetzeshüter.
Damit setzt die Ruag die Strategie fort, sich vom Staatsbetrieb zum Raumfahrtunternehmen zu wandeln, das sich auf das Satellitengeschäft konzentriert. Aus den rüstungsnahen Geschäftsbereichen wolle man aussteigen, hatte Konzernchef Wall im März 2021 angekündigt. Auch bei anderen Sparten wird die Abspaltung geprüft.