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Schweiz-Aufschlag bei Webshops von über 3 Milliarden Franken

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Schweizer zahlen selbst im Online-Handel oft mehr als Konsumenten in Deutschland oder Frankreich. Das Sparpotential liegt bei drei Milliarden Franken jährlich.

Zalando
Zalando möchte Luxusmarken verkaufen. (Archivbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schweiz-Aufschlag in Webshops sorgt für Mehrausgaben von über 3 Milliarden Franken.
  • Für Sonnencreme zahlen Schweizer 81 Prozent mehr als Kunden aus Deutschland.

Bestellen Schweizer bei Zalando, zahlen Sie mehr als Kunden aus Deutschland. Beispiel Nike SB für Männer: Im deutschen Store kostet das Poloshirt 49.95 Euro, das sind aktuell umgerechnet 53.10 Franken. Angeboten wird das gleiche Shirt im Schweizer Store des Kleider-Händlers hingegen für 65 Franken – obwohl Zalando das Produkt aus demselben Lager in Deutschland liefert.

Das ist nur ein Beispiel für den Schweiz-Aufschlag, den inländische Konsumenten oft berappen müssen. Auch Unternehmen zahlen häufig einen höheren Preis, wenn sie Produkte oder Teile einkaufen.

Wie hoch der Schweiz-Aufschlag tatsächlich ist, zeigt eine heute präsentierte Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz, welche die Initianten der Fair-Preis-Initiative in Auftrag gegeben haben.

Dabei wurden Webshops unter die Lupe genommen, welche durch Geoblocking oder Lieferverweigerung für Schweizer Konsumenten nicht zugänglich sind. Etwa die deutschen Shops von Zalando oder den Kontaklinsen-Händler Misterspex und Discountlens. Hier werden hiesige Konsumenten und Firmen gezwungen, über den Schweiz-Ableger des Händlers die Ware zu beziehen.

Über 1000 Produkte verglichen

Untersucht wurden zwischen Januar und Februar die Preise von über 1000 Produkten in ausgewählten Branchen sowie Sekundärdaten. Im Geschäftsbereich (Business-to-Business) wurde Produkte aus dem Gesundheitswesen, der Gastronomie und des Bildungswesens analysiert. Für Privatkunden (Business-to-Consumer) die Modebranche, Pflege-Produkte, Kontaktlinsen und Babynahrung.

Das Resultat: In den untersuchten Bereichen könnten Schweizer Konsumenten und Unternehmen jährlich über 3 Milliarden Franken sparen. Gemäss der Studie liegt das höchste Sparpotential im Bereich Kleider (1,86 Milliarden Franken) und im Spitalbereich, also etwa beim Kauf von medizinischen Geräten. Hier liegt das Sparpotential bei 600 Millionen Franken pro Jahr.

Schweiz-Aufschlag
Besonders hoch ist der Schweiz-Aufschlag bei Sonnenschutzmittel. - FHNW

Den höchsten Schweiz-Aufschlag fanden die Studien-Autoren bei Sonnenschutzmittel. Schweizer zahlen dafür im Schnitt 81 Prozent mehr als Konsumenten in Deutschland oder Frankreich. Happig auch der Mehrpreis für Windeln: Schweizer Eltern müssen dafür 61 Prozent mehr bezahlen.

Bis 15 Milliarden Franken Schaden

Die Autoren kommen zum Schluss, dass inländischen Konsumenten pro Kopf jährlich mindestens 280 Franken sparen würden, wenn sie Produkte direkt aus dem Ausland und ohne Schweiz-Aufschlag beziehen könnten. Allerdings wurden für die Studie längst nicht alle Branchen durchleuchtet.

Rudolf Strahm, alt Nationalrat SP und Mitglied des Initiativkomitees, rechnet insgesamt mit einem viel höheren Sparpotential: «Ich gehe von einem gesamtwirtschaftlichen Schaden in der Grössenordnung von 15 Milliarden Franken pro Jahr aus.»

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