Happige Preisunterschiede bei Online-Brillenhändler Mister Spex
Das Wichtigste in Kürze
- Der Brillen-Shop Mister Spex hat unterschiedliche Preise für dasselbe Produkt.
- Kommen Kunden via Google auf die Webseite, ist der Preis tiefer.
Dass identische Produkte im Netz zu unterschiedlichen Preisen verkauft werden, verwundert niemanden. Erstaunlich ist es allerdings, wenn das gleiche Produkt beim gleichen Händler zu unterschiedlichen Preisen angeboten wird.
So ist dies bei Mister Spex der Fall. Die Sonnenbrille Ray-Ban Andy kostet auf der Webseite des Online-Brillenhändler 153.95 Franken.
Nur: Wer via Google nach der Brille sucht, findet auch ein Angebot von Mister Spex. Dann kostet die Brille hingegen nur 86.95 Franken. Wer direkt über die Webseite des Händlers kauft, bezahlt also fast den doppelten Betrag.
Mit einem anderen, zufällig ausgewählten Brillenmodell bestätigt sich der Sachverhalt: Im Online-Shop ist der Preis höher, als wenn das Produkt via Google bei Mister Spex gefunden wird.
Tieferer Preis bleibt
Und nicht nur das: Wer über die Shopping-Funktion von Google auf die Mister-Spex-Seite kommt, kriegt auch zu einem späteren Zeitpunkt den tieferen Preis – auch wenn direkt die Webseite aufgerufen und die Produktnummer eingegeben wird. Grund dafür sind Cookies, die der Browser speichert.
Nau hat bei Mister Spex nachgefragt, ob bei allen Brillenmodellen ein Webshop- und ein Google-Preis existiert. Diese Frage blieb unbeantwortet.
Das Unternehmen schreibt auf die Anfrage: «Beim Online-Shopping gibt es generell immer wieder spezielle Angebote, Rabatte und Sonderaktionen, die über angeschlossene Partner (z. B. Preisvergleichsportale wie Google Shopping) über einen zeitlich beschränkten Zeitraum ausgespielt werden.»
Dies sei auch bei Mister Spex der Fall. «Diese Angebote sind dann in unserem Shop als ‹Aktionspreis› klar gekennzeichnet. Zudem können alle Kunden gleichermassen auf diese Angebote zugreifen, niemand wird ausgeschlossen.»
Zudem schreibt der deutsche Brillen-Händler: «Wir versuchen, Kunden Aktionspreise, so gut es geht, zu sichern. Aufgrund technischer und auch datenschutzrechtlicher Limitationen kann es aber dazu kommen, dass der Kunde den Aktionspreis ‹verliert›.»
Für die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) handelt es sich hier um einen Fall von sogenanntem Dynamic Pricing. Heisst: Der Preis variiert je nach Zeitpunkt, Gerät oder Ort der Bestellung. «Im vorliegenden Fall dürfte der Preisunterschied offensichtlich durch die Vereinbarung des Anbieters mit Google begründet sein», erklärt Cécile Thomi, Leiterin Recht.
Konsumenten, die sich gut auskennen, könnten so in den Genuss von Preisvorteilen kommen. «Für den überwiegenden Teil der Kundschaft entwickelt sich die Preisgestaltung mit Dynamic Pricing aber immer mehr zu einer Blackbox.» Für Thomi ist diese Praxis darum «alles andere als kundenfreundlich».
Sie rät Kunden, die den hohen Preis bei Mister Spex bezahlt haben, die Preisdifferenz zurückzufordern. «Leider gibt es aber bislang keine Rechtsprechung, die derartige Preisgestaltungen etwa als unlauter taxieren würde und auf welche der Kunde seine Forderung abstützen könnte.»