Schweizer Kautschuk-Konzern verletzt Menschenrechte
Ein Schweizer Konzern der im Ausland Menschenrechte verletzt. Es ist nicht das erste Mal. Dieses Mal geht es um einen Kautschuk-Konzern.
Das Wichtigste in Kürze
- Der luxemburgische Socfin-Konzern verletzt auf Plantagen in Liberia Menschenrechte.
- Der dort gewonnene Kautschuk wird über die Schweiz gehandelt.
- Die Politik will keine griffigen Massnahmen, um Konzerne zur Verantwortung zu ziehen.
Die luxemburgische Socfin-Gruppe handelt von Fribourg aus mit Kautschuk und Palmöl. Ein Bericht der Organisation «Brot für alle» bringt dem Konzern nun Kritik ein. Es geht um Plantagen in Liberia.
Der Vorwurf: Socfin habe die lokalen Bauern vertrieben, um die Plantagen der Firma vergrössern zu können. Die Rohstofffirma streitet alles ab und weist die Vorwürfe zurück. Vielen dürfte die Leier bekannt vorkommen.
Konzernverantwortungs-Initiative im Parlament verwässert
Dass der Bericht gerade heute publik wird, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Denn ebenfalls heute Mittwoch hat sich die Rechtskommission des Ständerats mit der Konzernverantwortungsinitiative befasst.
Diese verlangt von Konzernen mit Sitz in der steuergünstigen Schweiz Verantwortung für Umwelt und Menschenrechte zu übernehmen. Mit der Initiative könnten Unternehmen wie jener Kautschuk-Konzern zur Verantwortung gezogen werden.
Die Kommission lehnte die Initiative jedoch ab und bevorzugte stattdessen den Gegenvorschlag. Dieser sieht jedoch vor, dass ein Kläger zuerst nachweisen muss, dass der Konzern nicht im Ausland verklagt werden kann. Kurz: Der Gegenvorschlag zieht der Initiative die Zähne und macht aus ihr einen Papiertiger.
Fruchtbares Land geraubt und Menschenrechte verletzt
Socfin baute in Liberia ihre Kautschuk-Monokulturen aus, schreibt Brot für alle. Zahlreiche Menschen hätten dadurch ihr fruchtbares Agrarland verloren, auf das sie zum Überleben angewiesen sind. Zudem wurden heilige Wälder oder Gräber zerstört, der Zugang zu Wasser hat sich verschlechtert.
Die Organisation spricht von einer Verletzung der Sorgfaltspflicht, an welche sich der Konzern laut internationalen Standards halten sollte. Kompensationen sein zwar teilweise geflossen, aber sie reichten nicht aus, um die früheren Lebensbedingungen der betroffenen Personen zumindest wiederherzustellen.
Die Frauen berichten, sie seien immer wieder sexueller Gewalt durch Subunternehmer und teilweise auch durch Sicherheitsleute der Plantagen ausgesetzt. Die Aussagen von zahlreichen Menschen, die auf oder neben den Plantagen leben, zeugen von einem Klima der Angst.
Kautschuk über die Schweiz gehandelt
Praktisch der gesamte Liberische Kautschuk von Socfin wird über die in der Stadt Freiburg ansässige Tochterfirma Sogescol gehandelt. Zudem kümmert sich die ebenfalls in Freiburg sitzende Socfinco um Management und Nachhaltigkeitsberatung der Plantagen. Die Schweizer Firmen haben damit entscheidenden Einfluss auf die Plantagenunternehmen.
Für Brot für alle macht das neuste Beispiel deutlich: Es braucht die Konzernverantwortungsinitiative. Diese verpflichtet Schweizer Unternehmen und deren Tochterfirmen, auch bei Geschäften im Ausland Menschenrechte und Umweltstandards einzuhalten.