Schweizerische Bundesbahnen kämpfen mit Pünktlichkeit
Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) müssen für Fehler aus der Vergangenheit büssen. Um pünktlicher zu werden, setzen sie nun eine Taskforce ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SBB will pünktlicher werden und setzten in den letzten Monaten eine Taskforce ein.
- Hauptergebnis: Die Bundesbahnen wollen mehr Reserven bei Personal und Fahrplan einplanen.
- Aktuell beträgt die Pünktlichkeit in den letzten zwölf Monaten 86,3 Prozent.
Die SBB ist unzufrieden - Grund sind die vielen Verspätungen. Die Pünktlichkeit sei regional und auf einzelnen Linien «zeitweise auf einem ungenügenden Niveau», sagte die SBB heute Montag.
Darum hat die SBB 2018 das Programm «Kundenpünktlichkeit 2.0» lanciert und eine Expertengruppe damit beauftragt, die Analyse zu unterstützen.
Eigentlich sollten die Resultate schon im Mai bekannt gegeben werden. Das Ganze verzögerte sich nun bis in den Herbst. Grund war auch der tragische Unfall eines Zugbegleiters im August und die dadurch ausgelöste Debatte um die Sicherheit.
Schweizerische Bundesbahnen räumen Fehler ein
Die Ergebnisse zeigen, dass das Bahnsystem zeit- und stellenweise über zu knappe Reserven verfügt. «Die SBB hat erhebliche Fehler gemacht», sagt CEO Andreas Meyer am Montag vor den Medien.
«Zum Beispiel bei der Bedarfs-, Einsatz- und Ausbildungsplanung des Lokpersonals. Darum stehen an Spitzentagen zu wenig Lokführerinnen und Lokführer zur Verfügung und die Einteilerinnen und Einteiler stehen unter Druck.»
Als Sofortmassnahme wollen die Schweizerische Bundesbahnen jährlich 120 Lokführerinnen und Lokführer mehr ausbilden. Weil die Ausbildung 14 Monate dauert, wird sich das erst 2021 auszahlen. Nächstes Jahr wird die Situation darum angespannt bleiben.
Verspätungen wegen Baustellen
Als unpünktlich gilt ein Zug bei einer Verspätung von mehr als drei Minuten. 2018 waren 90,1 Prozent der Züge pünktlich. Schaut man sich aktuell die letzten zwölf Monate an, sank die Quote auf 86,3 Prozent.
Noch unpünktlicher waren die Schweizerischen Bundesbahnen in den vergangenen vier Wochen. Fast jeder fünfte Zug – ganz genau 19,1 Prozent – war zu spät. Auf der Strecke Thun - Spiez BE war in diesem Zeitraum fast jeder zweite Zug (45,6%) zu spät.
Die SBB gibt unter anderem den vielen Baustellen die Schuld daran. Man müsse ein Gleichgewicht zwischen Bahnangebot und Baustellen neu finden. «Wir sind ein Transportunternehmen und keine Baufirma», sagt CEO Meyer. Essentiell sei, dass Baustellen genug früh angekündigt werden, sonst gäbe es eine Kettenreaktion, die überall zu Problemen führe.
So wollen die SBB pünktlicher werden
Weitere Lösungsansätze: Auf einzelnen Strecken könnte der Fahrplan entspannt werden, indem Streckenausbauten oder Innovationen für mehr zeitliche Reserven genutzt würden. Und nicht zu 100 Prozent für zusätzliche Züge oder kürzere Reisezeiten.
Eine weitere mögliche Massnahme ist zugunsten eines stabileren Betriebs Haltestellen zu überprüfen. Einzelne könnten für bestimmte Zugskategorien (S-Bahn, Interregio etc.) aufgehoben werden, sofern die Reisekette mit anderen Zügen oder Angeboten gewährleistet ist.