SDX-Chef spürt Rückenwind für Digitalbörse dank E-Franken
Die Digitalbörse SDX des Börsenbetreibers SIX hat in den vergangenen Monaten mit mehreren Anleihen-Emissionen Fahrt aufgenommen. Dafür gesorgt hat die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) im vergangenen November im Rahmen eines Pilotprojekts.
«Wir spüren immer mehr Rückenwind», sagt David Newns, Leiter der Swiss Digital Exchange (SDX) im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. War die SIX-Tochter nach dem Start mit einem ersten «Digitalbond» vor gut zwei Jahren von der SIX-Tochter lange Zeit wenig sichtbar, so konnte sie in den vergangenen Monaten mit der Ausgabe von gleich sechs Digital-Anleihen im Gesamtwert von gut 750 Millionen Franken auf sich aufmerksam machen.
Abgewickelt wurden diese Anleiheemissionen mit dem «Digitalfranken», den die SNB seit November 2023 ausgibt. Die nur für Finanzinstitute verfügbare Währung («wholesale Central Bank Digital Currency», wCBDC) wird zumindest für die kommenden zwei Jahre weiter zur Verfügung stehen. Die SNB ist zudem offen für eine Verlängerung.
Die Vorteile einer Blockchain-Börse
Die Verfügbarkeit von «tokenisiertem Zentralbankengeld» für Finanzmarktteilnehmer sei tatsächlich ein grundlegender Bestandteil, damit sich die Blockchain-Technologie in der Finanzmarktinfrastruktur durchsetzen könne, sagt Newns. Für eine Börse wie die SDX sei dies die beste Zahlungsform, weil sie eine risikofreie Form von Bargeld sei: «Nur eine Zentralbank kann nicht konkurs gehen.»
Insbesondere könne eine von Privaten ausgegebene Digitalwährung – also ein mit US-Dollar oder Franken unterlegter sogenannter «Stablecoin» – eine wCBDC nicht gleichwertig ersetzen. «Je mehr solche Stablecoins eine Bank auf ihrer Bilanz hält, desto mehr Kapital braucht sie, um diese zu unterlegen und daher ist eine Skalierung im Rahmen einer solchen Blockchain basierten Finanzmarktinfrastruktur nicht möglich.»
Sorgen, dass die SNB ihr Pilotprojekt mit dem Digitalfranken wieder einstellen könnte, macht sich Newns derzeit nicht. Kein Land sei mit seiner wCBDC-Bereitstellung so weit fortgeschritten wie die Schweiz, betont der gebürtige Brite.
Newns erhofft sich nun weitere Teilnehmer-Banken für die SDX und will zeigen, dass seine Digitalbörse mehr kann als eine traditionelle Infrastruktur.
Als eine der wichtigsten Eigenschaften einer Blockchain-Börse gilt die Abwicklung der «Trades» unmittelbar nach dem Abschluss – oft als «atomic settlement» bezeichnet. An traditionellen Börsen erfolgt das «Settlement» dagegen bekanntlich erst ein oder zwei Arbeitstage nach der Transaktion.
Die Zukunft der Finanzmarktinfrastruktur
Eine Blockchain ermöglicht laut dem SDX-Chef aber darüber hinaus auch neue Funktionen. Dazu gehörten etwa «Fraktionalisierungen», also die Aufteilung des Besitzanspruchs an einem Finanzinstrument in kleinere Teile.
Viel schneller werde es auch, einen Vermögenswert auf einer Blockchain als Sicherheit für einen Kredit einzusetzen, weil sich das Eigentum daran sofort beweisen lasse.
Wie viel die Muttergesellschaft SIX über die vergangenen Jahre in ihre Digitaltochter investiert hat, hat sie bisher nicht offengelegt. SDX-Chef Newns zeigt sich derweil überzeugt, dass der Bau der neuartigen Finanzmarktinfrastruktur für die SIX eine «langfristige, strategische Investition» darstellt.
Blockchain und DLT (Distributed Ledger Technology) würden die Branche revolutionieren, so Newns. Es gehe entsprechend nicht in erster Linie darum, neue Erträge zu generieren: «Wir bauen die Finanzmarktinfrastruktur von morgen.»