SNB dürfte stärker interveniert haben
Die SNB dürfte zuletzt erneut den starken Franken mit Devisenmarktinterventionen bekämpft haben. Laut Experten steht viel auf dem Spiel.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SNB dürfte zuletzt mit Devisenmarktinterventionen den starken Franken bekämpft haben.
- Laut Experten steht viel auf dem Spiel.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte sich zuletzt erneut mit Devisenmarktinterventionen gegen den stärker werdenden Franken gestemmt haben. Laut Experten steht viel auf dem Spiel.
Auf stärkere Interventionen deuten die Sichtguthaben hin, über welche die SNB wöchentlich Rechenschaft ablegt. Konkret stiegen diese letzte Woche um 4,5 Milliarden auf 603,0 Milliarden Franken. Dies war der stärkste Anstieg seit März 2017.
Sie nahmen somit in den letzten vier Wochen um knapp 13 Milliarden zu. In den vier Wochen davor waren sie erst um gut 4 Milliarden angestiegen.
Die Entwicklung der Sichtguthaben gilt als Indiz dafür, ob die SNB am Devisenmarkt interveniert, um den Franken zu schwächen. Die Zentralbank kauft Fremdwährungen und schreibt den Banken den entsprechenden Franken-Betrag auf deren SNB-Konten gut.
Höhere Beträge der SNB «durchaus denkbar»
Für den Credit-Suisse-Ökonomen Maxime Botteron sind die neusten Zahlen denn auch «ein klares Zeichen von Devisenkäufen». Und er geht davon aus, dass die Notenbank weiter am Markt intervenieren wird. «Noch grössere Interventionsvolumen sind durchaus denkbar», so seine Einschätzung.
Ähnlich sieht dies Caroline Hilb von der St. Galler Kantonalbank. Die aktuellen Interventionen seien im Rahmen dessen, wie es auch bei anderen Sonderereignissen der Fall gewesen sei.
So etwa beim Brexit oder den Wahlen in Frankreich. «Wir gehen davon aus, dass die Interventionen auch diese Woche andauern», so die Expertin.
Vor der Lagebeurteilung
Denn diese Woche sei wegen der ordentlichen Lagebeurteilung der SNB, welche am Donnerstag ansteht, sowieso speziell, meint Hilb. Es sei zu erwarten, dass die Nationalbank rigoros eingreifen werde.
Das aktuelle Umfeld mit den «tektonischen Veränderungen» in der Zinslandschaft sei generell ein «Testfall» für das geldpolitische Konzept der SNB. Dieses fusse auf Negativzinsen und Devisenmarktinterventionen.
Der Grund für die Interventionen ist, dass sich der Franken wegen der Unsicherheiten rund um das Coronavirus markant verteuert hat. Der EUR/CHF-Kurs notiert aktuell deutlich unter der Marke von 1,06. Diese wird von einigen Marktteilnehmern als mögliche «Verteidigungslinie» der SNB gesehen.