Sony zeigt: E-Mobilität kann die ganze Branche auf den Kopf stellen
Sony hat ein Elektroauto präsentiert. Das macht mal erneut klar: Der Wandel zur E-Mobilität bringt unsichere Zeiten für die Autobranche. Eine Analyse.
Das Wichtigste in Kürze
- Sony hat an der CES ein eigenes Elektroauto präsentiert.
- Bei der Antrieb- und Batterien-Technologie fehlt vielen gestandenen Autobauern Know-how.
Es ist die wohl grösste Überraschung an der Tech-Messe CES: Unterhaltungselektronik-Gigant Sony hat ein Elektroauto vorgestellt.
Richtig gelesen. Der Konzern, der den Walkman erfunden hat, Fernseher, die Playstation und Kameras herstellt, hat ein Auto gebaut.
Vision S nennt der Konzern den Prototypen, der sich optisch von dem Model 3 von Tesla nicht verstecken muss. Mitentwickelt wurde das Fahrzeug von Zulieferer wie Bosch, Continental, ZF und Magna Steyr. Software, Sensor- und Sicherheitstechnik haben die Japaner selbst entwickelt.
Sony liess sich nicht in die Karten blicken, wie ernst die E-Auto-Pläne sind. Der Prototyp verkörpere den Beitrag zur Zukunft der Mobilität, liess sich Konzernchef Kenichero Yoshida zitieren.
Mehr als ein PR-Gag
Die «Süddeutsche Zeitung» bezeichnete das Fahrzeug als PR-Gag, den man nicht allzu ernst nehmen soll. Doch dies greift zu kurz.
Sony hat viel Know-how, wenn es um Kameras und Sensoren geht. Ebenso weiss das Tech-Unternehmen, wie man Geräte optimal vernetzt und intuitive Bedienungsoberflächen programmiert. Know-how, welches in Zeiten der Digitalisierung essenziell ist – und wo viele gestandene Autobauer Nachholbedarf haben.
Der Wandel zur Elektromobilität ist eine der grössten Herausforderungen in der Geschichte der Autobranche. Gestandene Firmen wissen zwar, wie man Verbrennungsmotoren baut. Doch das bringt nichts, wenn sie ein E-Auto bauen wollen. Beim Antrieb – dem Herz des Autos – heisst es also für die meisten Traditionsfirmen: zurück auf Start!
Gewiss haben die Konzerne Erfahrung und Kompetenzen, welche Neueinsteigern fehlt. Doch der rasante Aufstieg von Tesla beweist, wie schnell dieser Vorsprung aufgeholt ist. Zumal heute viel Wissen bei den Zulieferern steckt, wovon auch branchenfremde Firmen wie Sony profitieren.
Unbestritten: Wer heute in einem Porsche Taycan sitzt, geniesst die bessere Verarbeitung als bei einem Tesla Model S. Bei Materialwahl und Haptik spielen die Zuffenhausener in einer anderen Liga.
Gleichzeitig ist der Ami-Stromer seinem Rivalen aus Deutschland technologisch spürbar überlegen. Und letzteres dürfte vielen Kunden wichtiger sein.
Immer mehr Marken entstehen
Wie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts werden aktuell haufenweise Autobauer aus dem Boden gestampft. Byton, Faraday Future, TOGG, Sono Motors und Fisker sind nur ein paar Beispiele.
Nicht alle werden überleben, das ist gewiss. Doch gut möglich, dass der Elektro-Revolution auch einige alteingesessene Marken zum Opfer fallen werden.