SUV-Boom trotz Klimadebatte nicht aufzuhalten

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Die Welt debattiert über Umweltschutz, doch Schweizer kaufen immer mehr SUV. Das dürfte sich so bald nicht ändern.

SUVs Unfällen
Dem SUV-Fahrer wurde der Führerschein entzogen (Symbolbild). - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Jeder zweite Neuwagen in der Schweiz verfügt über einen Allrad-Antrieb.
  • Alternative Antriebe sind im Aufwind, auch bei SUV.

Porsche blickt auf ein Spitzenjahr zurück. Über 3700 Fahrzeuge hat der deutsche Autobauer letztes Jahr in der Schweiz abgesetzt. Ein schönes Plus von 11 Prozent.

In den Köpfen von Autofans ist Porsche ein Sportwagenhersteller. Doch die Kundschaft greift mehrheitlich zu den SUV der Marke. Die hochbeinigen Allrad-Schlitten machten mit 2300 Stück mehr als die Hälfte aller verkauften Fahrzeuge aus.

Der Trend zum SUV betrifft freilich nicht nur Porsche. Schweizer kaufen immer mehr grosse, schwere Autos mit Geländewagen-Kleid.

Heute gibt es SUV-Kleinwagen

Statistisch wird keine SUV-Quote erfasst. Auch, weil die Definition schwammig ist. Mittlerweile gibt es selbst hochbeinige Kleinwagen, welche der Kategorie zugeordnet werden können.

SUV
SUV sind weiterhin sehr beliebt. - dpa-infocom GmbH

Der Trend wird aber durch die Absatzzahlen der Allrad-Fahrzeuge bestätigt. Letztes Jahr hatte knapp mehr als jeder zweite Neuwagen alle vier Räder angetrieben. Zur Erinnerung: 2005, als der SUV-Boom Fahrt aufnahm, lag der Anteil bei knapp 20 Prozent.

Unbestritten: Ein Allrad-Auto verbraucht mehr als ein Fahrzeug, wo nur zwei Räder angetrieben werden. Denn die Autos sind schwerer. Bei den SUV kommt zusätzlich die schlechte Aerodynamik dazu, welche den Verbrauch nach oben treibt. Das Bundesamt für Energie rechnet mit einem Mehrverbrauch von bis zu 24 Prozent gegenüber einer vergleichbaren Limousine.

Schweizer an der Spitze

Kein EU-Land hat eine so hohe Allrad-Quote wie die Schweiz. Die Branche argumentiert mit der Topografie. Doch diese Erklärung greift zu kurz.

So hat der flache, reiche Kanton Zug einen der höchsten Allrad-Anteile der Schweiz. Merklich höher als der gebirgige, weniger reiche Kanton Tessin. Sich einen 4x4 zu kaufen, ist nicht nur eine Frage des Wohnorts. Sondern auch des Wohlstands.

Ein hochbeiniger Allrad-Schlitten ist aber nicht zwingend eine CO2-Schleuder. In die Kategorie grosser Allrad-SUV fallen auch manche E-Autos. Der I-Pace von Jaguar, das Model X von Tesla oder der e-Tron von Audi sind nur ein paar Beispiele.

Suzuki Ignis
Auch ein SUV: Der Suzuki Ignis. - zvg

Dem Bild des Umweltsünders entsprechen auch nicht die SUV-Kleinwagen. Ein Suzuki Ignis begnügt sich selbst mit Allrad-Antrieb mit 5,4 Liter Benzin auf 100 Kilometer. Das ist nicht viel mehr als seine gewöhnlichen Kleinwagen-Rivalen.

Dickschiff mit Öko-Motor

Sowieso findet unter SUV-Käufern ein Umdenken statt. Laut Porsche kaufte 2019 jeder dritter Cayenne-Käufer ein Modell mit Hybridmotor. Damit wird das Dickschiff freilich nicht zu einem Sparwunder, allerdings genügsamer als seine Benziner-Brüder.

Weil die Nachfrage da ist, wird das Angebot angepasst. Zurzeit gibt es in der Schweiz 43 neue SUV-Modelle, welche über einen Hybrid- oder E-Motor verfügen. In keiner anderen Fahrzeugart ist die Auswahl grösser.

Porsche Cayenne.
Ein Porsche Cayenne wird versteigert. - Keystone

Aktuell kommen alternative Antriebe auf einen Anteil von rund 13 Prozent. Dieser dürfte in diesem Jahr weiter zulegen. Denn ab 2020 darf ein durchschnittlicher Neuwagen pro Kilometer nur noch 95 Gramm CO2 ausstossen. Diesen Wert können die Importeure nur erreichen, wenn sie ihnen Kunden vermehrt E-Autos und Hybride verkaufen.

SUV werden trotz Klimadebatte nicht von unseren Strassen verschwinden, die Kunden wollen sie. Immerhin werden die Dickschiffe etwas sauberer.

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Kommentare

User #5585 (nicht angemeldet)

Keine Ahnung was SUV ist. Jedoch kommt mir dies alles wie eine große Werbe propaganda vor für Autos. Wie wenn das, dass einzige ist was nicht Umweltfreundlich ist. Doch es ist und bleibt alles beim alten und im Gegenteil man macht noch viel mehr Umweltfreundliches und nennt es BIO. Wie Kräuter etc. aus der Fabrik etc. Dem Mensch sollte von der Natur her endlich einen kräftigen Denkzettel verpasst werden. Der Mensch wird sich nicht ändern. Der Mensch ist nicht Einsichtig, er ist Egoistisch, Habgierig, Ignorant, Hochmütig......

User #4426 (nicht angemeldet)

die lobbisten im bundeshaus verdienen mit, darum ist das so. das volk merkt nichts.

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