Swiss Re sieht Rückversicherung vor Fusionswelle

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Zürich,

Die weltweite Rückversicherungs-Branche steht nach den Erwartungen von Swiss Re vor einer Fusionswelle.

Die Aussenansicht des Hauptstandortes des Rückversicherers Swiss Re in Zürich.
Die Aussenansicht des Hauptstandortes des Rückversicherers Swiss Re in Zürich. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Swiss Re sieht die Rückversicherer-Branche am Beginn einer Fusionswelle.
  • Die ist nötig, da die Grenzen der Rück- und Erstversicherer verwischen.

«Wir stehen am Anfang einer Konsolidierung», sagte Frank Reichelt, der bei Swiss Re für das Geschäft in Nord- und Osteuropa zuständig ist, der Nachrichtenagentur Reuters am Rande des Rückverischerungs-Branchentreffens in Baden-Baden (D).

«Es brodelt in der Branche – wenn auch zurzeit noch unter der Oberfläche.» Die Gespräche über Fusionen häuften sich in diesem Jahr. Der grösste davon war die mehr als 13,8 Milliarden Franken schwere Übernahme des Sach- und Rückversicherers XL Group durch die französische Axa.

Sie passt für Reichelt ins Bild: Immer mehr Rückversicherer betätigten sich auch als Erstversicherer. «Und umgekehrt haben immer mehr Erstversicherer Spass an der Rückversicherung. Die Grenzen haben sich aufgeweicht – und das wird vermutlich so weitergehen.» Den Rückversicherern bleibe nichts anderes übrig.

Denn viele grosse Erstversicherer versuchten, die Risiken allein zu stemmen. «Es gibt inzwischen Segmente, die bekommen wir von den Erstversicherern sonst gar nicht mehr zu sehen. Wir können es uns nicht leisten, von einem Teil des Marktes abgeschnitten zu werden.» Auch Swiss Re – die  Nummer zwei der Branche – zeichnet in der Sparte «Corporate Solutions» Erstversicherungsrisiken. So führt der Konzern aus Zürich auch ein Konsortium an, das für den Einsturz einer Autobahnbrücke im italienischen Genua einstehen muss.

Rückversicherung am Scheideweg

Reichelt ist aber skeptisch, ob die Versicherer den Rückversicherern auf Dauer Konkurrenz machen werden. Eine solche Welle habe es vor 25 Jahren schon einmal gegeben – «heute sind die Rückversicherungs-Töchter der Erstversicherer fast alle wieder vom Markt verschwunden.»

Aber auch in der eigenen Branche rechnet der Manager damit, dass sich bald die Spreu vom Weizen trennt. «Wir stehen in der Rückversicherung an einem Scheideweg. Kapazität können viele anbieten. Doch wenn es zusätzlich um das Angebot von Know-how in der ganzen Bandbreite geht, reichen die Finger einer Hand.» Das komme Unternehmen wie Swiss Re und dem Weltmarktführer Munich RE zugute. «Die Kunden behandeln uns dann auch im klassischen Geschäft anders.»

Die Branche leidet unter Überkapazitäten, weil alternatives Kapital – etwa von Hedgefonds – auf der Suche nach Rendite in Zeiten niedriger Zinsen in den Markt drängt und Preiserhöhungen verhindert. Die Bestandsaufnahme von Reichelt fällt ernüchtert aus: «Die Rückversicherung verdient derzeit nicht ihre Kapitalkosten. Im ersten Halbjahr war es bei grossen Schäden eher ruhig, und trotzdem war es für die Branche nicht prickelnd. Und nun hat sich im zweiten Halbjahr die Schadenfrequenz stark erhöht.» Naturkatastrophen und Grossschäden an Industrieanlagen haben Swiss Re allein im dritten Quartal 1,4 Milliarden Franken gekostet.

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