Energiemagnat Daniel Kretinsky hat 20 Proz der Anteile an der Stahlsparte von Thyssenkrupp über seine Firma EPCG erworben. Trotz Protesten seitens Arbeitnehmer.
Thyssenkrupp rutscht wegen hoher Zinsen in die roten Zahlen (Archivbild)
Thyssenkrupp verkauft Anteile an eine tschechische Firma. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/EPA/FRIEDEMANN VOGEL

Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, wurde der umstrittene Teilverkauf der Stahlsparte des Essener Industrieunternehmens Thyssenkrupp erfolgreich abgeschlossen. Daniel Kretinsky, ein tschechischer Milliardär, erwarb 20 Prozent der Stahlsparte über sein montenegrinisches Energieunternehmen Elektroprivreda Crne Gore (EPCG).

Proteste und Gespräche über Joint Venture

Der Abschluss verlief nicht ohne Konflikte, da er wiederholten Protesten der Mitarbeitenden von Thyssenkrupp vorausgegangen war. Tausende protestierten gegen die Pläne des Unternehmens. Die Gewerkschaft IG Metall forderte den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen, Standortgarantien und Investitionszusagen. Die Gewerkschaftler warfen dem Vorstand zudem vor, die Arbeitnehmervertreter bereits beim Anbahnen der Vereinbarung mit EPCG übergangen zu haben.

Das Unternehmen sucht jedoch aktiv nach Möglichkeiten, sein Stahlgeschäft neu zu organisieren. Gespräche mit EPCG über den Erwerb von weiteren 30 Prozent an der Sparte laufen bereits, berichtet AFP. Ziel ist die Bildung eines gleichberechtigten 50/50-Joint Venture.

Kretinsky und Thyssenkrupps Stahlsparte: Eine Strategie für die Zukunft

«Der erfolgreiche Vollzug der 20-prozentigen Beteiligung von EPCG am Stahlgeschäft von Thyssenkrupp ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zur unternehmerischen Eigenständigkeit des Stahlbereichs», erklärte der Vorstandsvorsitzende Miguel López gegenüber AFP. Ende Mai hatte der Aufsichtsrat des Unternehmens trotz der Gegenstimmen der Arbeitnehmervertreter für den Teilverkauf gestimmt.

Thyssenskrupp Hauptsitz auf Karte
Der Hauptsitz von Thyssenskrupp befindet sich in Deutschland. - OpenStreetMap

Der Eintritt von EPCG in die Thyssenkrupps Stahlsparte kommt zu einer Zeit, in der das Unternehmen mit sinkenden Preisen, steigenden Energiekosten und wachsender Konkurrenz zu kämpfen hat. EPCG als Energieanbieter soll das Stahlunternehmen auf die zukünftigen Anforderungen, insbesondere den Anstieg des Energiekostenanteils an der Stahlproduktion im Zuge des Umstiegs auf Wasserstoff, vorbereiten.

EPCG: Ein kurzes Unternehmensprofil

EPCG, eine Abkürzung von Elektroprivreda Crne Gore, ist der führende Stromversorger in Montenegro mit Sitz in Nikšić. Es ist das umsatzstärkste Unternehmen des Landes und hauptsächlich im Besitz des montenegrinischen Staates, wie aus den Hintergrundinformationen hervorgeht. Mit insgesamt 874 Megawatt Gesamtleistung betreibt EPCG hauptsächlich drei Kraftwerke: die Wasserkraftwerke Perućica und Piva und das einzige Kohlekraftwerk Montenegros, das Wärmekraftwerk Pljevlja.

Das Unternehmen hat eine Geschichte von Investitionen in die Energiewirtschaft und scheint nun sein Portfolio um die Stahlindustrie zu erweitern, zu einer Zeit, in der Energiewirtschaft und Stahlproduktion immer stärker miteinander verflochten sind.

Thyssenkrupp – Industriegigant mit bedeutender Geschichte

Die Thyssenkrupp AG, Deutschlands grösster Stahlhersteller, blickt auf eine reiche und vielschichtige Vergangenheit zurück, die stark mit der Industrialisierung des Landes verbunden ist.

Die Essenz von Thyssenkrupp

Die Thyssenkrupp AG hat ihren Hauptsitz in Essen und ist ein an der Börse notierter Industriekonzern, dessen Hauptfokus auf der Stahlverarbeitung liegt. Sie ist der grösste Stahlproduzent in Deutschland, was ihre Bedeutung in der nationalen Industrielandschaft unterstreicht.

Die Wurzeln des Unternehmens sind tief in der Geschichte der deutschen Industrie verwoben. Geprägt durch verschiedene Unternehmenspersönlichkeiten hat Thyssenkrupp seit dem 19. Jahrhundert einen erheblichen Einfluss auf die deutsche Industriepolitik und innen- sowie aussenpolitische Entscheidungen genommen.

Fusion, Wachstum und Veränderung

Die Thyssenkrupp AG entstand im Jahr 1999 durch die Verschmelzung von zwei grossen Industrieunternehmen – der Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp und der Thyssen AG. Diese Fusion markierte den Beginn einer neuen Ära für den Konzern und die Stahlindustrie in Deutschland.

Die Firmenfusion ist nur ein Aspekt der breiteren Geschichte von Thyssenkrupp. Sie etabliert sich auf der Konsolidierungswelle der Kohle-, Eisen- und Stahlindustrien und setzt sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Vorgängerfirmen zusammen. Diese Vereinigung unterschiedlicher Unternehmen unter einem Dach hat im Laufe der Jahre zur erheblichen Diversifizierung in Thyssenkrupps Geschäftsportfolio beigetragen.

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