Tierärzte verzichten immer mehr auf Antibiotika
Der Vertrieb von Antibiotika für Tiere ist 2019 weiter gesunken. Bauern und Tierschützer sind erfreut, äussern aber auch ihre Bedenken bezüglich des Tierwohls.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Antibiotikavertrieb ist in der Schweiz seit zehn Jahren rückläufig.
- Bauern und Tierschützer freuen sich, sorgen sich aber um das Tierwohl.
Ist ein Tier krank, erhält es Antibiotika. Das Problem: Erhält es zu viel davon, bilden sich resistente Keime und das Fleisch kontaminiert.
Allein in Europa sterben jedes Jahr rund 30'000 Menschen an einer Infektion mit resistenten Keimen. In der Schweiz fordern die Resistenzen laut dem Zentrum für Antibiotikaresistenzen jährlich 300 Menschenleben.
Die Schweizer Politik versucht deshalb, den Vertrieb von Antibiotika zu minimieren – mit Erfolg. 2019 nahm die Gesamtmenge um rund sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr ab. Um rund einem Viertel ging die Menge kritischer Antibiotika zurück. Gesamthaft ist der Vertrieb von Antibiotika in den letzten zehn Jahren sogar um satte 55 Prozent zurückgegangen.
Bauern und Tierschützer freuen sich über Rückgang
Für den Schweizer Bauernverband eine erfreuliche Nachricht. «Der Rückgang zeigt, dass sich die Tierhalter und Tierärzte ihrer Verantwortung bewusst sind», sagt Sandra Helfenstein auf Anfrage. Aktuell würden zahlreiche Programme zur Besserung der Tiergesundheit laufen. «Diese scheinen zu greifen», so Helfenstein weiter.
Auch den Schweizer Tierschutzverband freuts, er hegt aber auch Bedenken. «Es ist zu hoffen, dass der Rückgang von Antibiotika auch tatsächlich mit einer besseren Tiergesundheit korreliert», erklärt Julika Fitzi. Wenn Antibiotika einfach eingespart würden, obwohl erkrankte Tiere diese zur Genesung bräuchten, sei die Entwicklung kritisch.
Dass aber vor allem die kritischen Antibiotika rückläufig sind, zeuge von Bewusstsein der Tierhalter und Tierärzteschaft.
Damit der Antibiotikavertrieb auch künftig fällt, unterstreicht der Schweizer Tierschutzverband die Wichtigkeit der Haltungsformen. Dazu gehöre unter anderem gesunde Haltung mit viel Auslauf und im Verbund mit Artgenossen.