US-Notenbankerin: Anleihenkäufe «eher früher als später» verringern
Vor der mit Spannung erwarteten Fed-Konferenz von Jackson Hole wird der Ruf nach einem Zurückfahren der Krisenhilfen in der US-Notenbank lauter. Die Chefin des Notenbankbezirks Kansas City, Esther George, will die Wertpapier-Käufe der Fed «eher früher als später» verringert sehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Dies sagte sie dem TV-Sender Fox am Donnerstag.
Denn es gebe die Aussicht auf weiterhin starken Jobaufbau und kräftiges Wirtschaftswachstum. Ihr Fed-Bezirk richtet das Online-Symposium von Jackson Hole aus, auf dem Fed-Chef Jerome Powell am Freitag reden wird. Die Finanzmärkte erhoffen sich einen Fingerzeig zur Geldpolitik, die womöglich um das Jahresende herum gestrafft werden könnte.
Die Fed kauft derzeit Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Volumen von monatlich 120 Milliarden Dollar. Der Präsident der Fed-Filiale St. Louis, James Bullard, plädierte unterdessen auf CNBC dafür, das Abschmelzen der Käufe - das sogenannte Tapering - bis zum Ende des ersten Quartals 2022 abzuschliessen, damit die Fed danach zügig die Zinswende angehen könne.
Derzeit hält die Fed den Leitzins in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Die US-Währungshüter seien dabei, sich für einen Plan zum Verringern der Käufe zusammenzufinden.
Bullard sieht mit dem nach der Corona-Krise einsetzenden Aufschwung auch erhöhte Inflationsgefahren verbunden. Die Verbraucherpreise in den USA haben wie in vielen anderen Staaten der Welt zuletzt kräftig angezogen - unter anderem wegen Lieferengpässen und als Folge der Corona-Krise.
Innerhalb der US-Notenbank ist die Debatte über ein Abschmelzen der Käufe in vollem Gange, wie aus dem Protokoll der Juli-Zinssitzung hervorgeht. Dabei ist jedoch noch strittig, wie das Manöver im Detail ablaufen soll.
KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib geht davon aus, dass die US-Inflationsrate auch in den kommenden Monaten den Fed-Zielwert von 2,0 Prozent übersteigen wird. Zudem habe die Erholung am Arbeitsmarkt zuletzt deutlich Fahrt aufgenommen: «Eigentlich ist demnach alles angerichtet, um langsam die geldpolitische Wende einzuleiten.» Sorgen bereiteten den US-Währungshütern aber sicherlich die steigenden Corona-Fallzahlen und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Unsicherheiten.
Kapitalmarktexperte Jürgen Callies vom Vermögensverwalter Meag geht davon aus, dass auf der Fed-Konferenz auf die Risiken der Delta-Variante für die Konjunktur hingewiesen wird. «Mit dem tatsächlichen Start des Taperings rechnen wir um den Jahreswechsel, also wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres, jedoch eventuell bereits im Dezember.»
Auf dem Fed-Symposium dürfte es seiner Ansicht nach nun zunächst wohl «eher eine Botschaft der Beruhigung für die Kapitalmärkte geben», sagte Callies. Die US-Börsen hatten jüngst ihre auch von der lockeren Linie der Fed beförderte Rekordjagd fortgesetzt, wenn auch nur mit kleinen Schritten.